Die Intrauterine Insemination (IUI) ist eine schonende und kosteneffiziente Form der assistierten Reproduktion. Hier erfährst du, wie das Verfahren abläuft, welche Voraussetzungen wichtig sind, welche Kosten auf dich zukommen und welche Faktoren die Erfolgsrate beeinflussen.
Was ist Intrauterine Insemination (IUI)?
Bei der IUI werden gewaschene und damit hochkonzentrierte Spermien über einen feinen Katheter direkt in die Gebärmutter eingebracht. So umgehen sie den Zervixschleim und erreichen die Eizelle schneller. Die Methode kann mit Partner- oder Spendersperma (homolog / heterolog) durchgeführt werden.
Typische Indikationen für eine IUI
- Leicht eingeschränkte Spermienqualität (Konzentration, Motilität).
- Unregelmäßiger oder ausbleibender Eisprung bei der Frau.
- Zervixfaktor-Infertilität (zäher Schleim, Antispermien-Antikörper).
- Unerklärliche Infertilität trotz regelmäßigem Geschlechtsverkehr.
- Alleinstehende Frauen oder gleichgeschlechtliche Paare mit Donorsamen.
- Immunologische Ursachen (Anti-Spermien-Antikörper) bei sonst normalem Spermiogramm.
Voraussetzungen für eine erfolgreiche IUI
- Mindestens ein durchgängiger Eileiter (bestätigt per HSG oder HyCoSy).
- Nachweisbarer Eisprung – natürlich oder hormonell ausgelöst.
- Befruchtungsfähige Spermien (> 5 Mio. motile nach Aufbereitung).
- Kein akuter Infekt im Genitaltrakt.
- Genetisches Screening bei Donorsamen, um Erbkrankheiten auszuschließen.
Schritt für Schritt: So läuft eine IUI ab
- Voruntersuchungen & Beratung: Zyklusanalyse, Spermiogramm, Blut- und Ultraschallkontrollen.
- Sanfte Ovarstimulation: Clomifen oder niedrig dosierte Gonadotropine fördern 1–3 Follikel.
- Ovulationsauslösung: hCG-Spritze, sobald der Leitfollikel 17–20 mm erreicht.
- Samenaufbereitung: Frisches oder aufgetautes Sperma wird per Swim-up / Dichtegradient konzentriert.
- Insemination: 24–36 h nach dem hCG-Trigger wird das Sperma via Katheter in die Gebärmutter injiziert (Eingriff < 5 Minuten, meist schmerzarm).
- Luteal-Support: Vaginales Progesteron stabilisiert die Gebärmutterschleimhaut.
- Schwangerschaftstest: Blut-β-hCG 14 Tage nach der Insemination.
Vorteile der IUI
- Direkte Platzierung der Spermien – Hindernisse im Zervixschleim werden umgangen.
- Schonend & kaum invasiv, keine Narkose nötig.
- Kostengünstiger als IVF oder ICSI.
- Kurze Behandlungsdauer und geringer Terminaufwand.
Befruchtungsmethoden im Schnellvergleich
- ICI / IVI – Heim-Insemination
Sperma wird per Spritze / Becher vor den Gebärmutterhals platziert. Sinnvoll bei leichten Fruchtbarkeitsproblemen oder Spendersamen; niedrigste Kosten, maximale Privatsphäre. - IUI – Intrauterine Insemination
Gewaschene Spermien gelangen via Katheter direkt in die Gebärmutter. Geeignet bei moderaten männlichen Faktoren, Zervix-Hindernissen oder unerklärter Kinderlosigkeit; klinisch einfach, mittlere Kosten. - IVF – In-Vitro-Fertilisation
Mehrere stimulierte Eizellen werden im Labor mit aufbereiteten Spermien zusammengebracht. Standard bei Tubenverschluss, Endometriose oder erfolgloser IUI; höhere Erfolgsraten, höheres Budget. - ICSI – Spermienmikroinjektion
Ein einzelnes Spermium wird mikrochirurgisch in die Eizelle injiziert. Präzisionslösung bei schwerster männlicher Infertilität oder TESE-Material; teuerster Ansatz, aber beste Chance bei stark eingeschränkter Spermienqualität.
Erfolgsaussichten: Welche Chancen bietet die IUI?
Die Schwangerschaftsrate pro Zyklus hängt stark vom Alter ab:
- < 35 Jahre: 12–18 %.
- 35–40 Jahre: 8–12 %.
- > 40 Jahre: 5 % oder weniger.
Drei bis sechs aufeinanderfolgende IUIs führen kumulativ oft zu Erfolgsraten von 30–45 %, bevor ein Wechsel zur IVF empfohlen wird.
Tipps zur Erfolgssteigerung
Lebensstil optimieren:
- Normales BMI, Rauchstopp, Alkohol nur in Maßen.
- Stressmanagement durch Yoga, Meditation oder moderate Bewegung.
Sperma- und Zyklusoptimierung:
- 2–3 Tage Ejakulationskarenz vor der Probe.
- Präzises Zyklusmonitoring (Ultraschall & LH-Tests) für bestes Timing.
- Fruchtbarkeitsfreundliches Gleitmittel bei Verkehr in der Stimulationsphase.
Risiken & Sicherheit
Medikamentöse Risiken:
- Ovarialhyperstimulations-Syndrom (OHSS) – selten bei Low-Dose-Protokollen.
- Mehrlingsschwangerschaften (5–10 %), wenn mehr als ein Follikel springt.
Prozedurbedingte Risiken:
- Leichte Krämpfe oder Schmierblutungen nach dem Einführen des Katheters.
- Selten Infektionen der Gebärmutter (antiseptische Technik senkt das Risiko).
Psychische Belastung: Wiederholte negative Tests können emotional herausfordernd sein – psychosoziale Beratung hilft, Resilienz aufzubauen.
Kosten & Versicherungsdeckung
In Deutschland liegen die Gesamtkosten pro IUI-Zyklus inklusive Medikamente meist zwischen 300 € und 1 400 €. Gesetzliche Kassen übernehmen bei verheirateten heterosexuellen Paaren mit Partner-Sperma in der Regel 50 % der Kosten für bis zu drei Versuche. In Österreich und der Schweiz variieren die Zuschüsse; private Versicherungen zahlen je nach Tarif.
Wann sollte man einen nächsten Schritt erwägen?
- < 35 Jahre: nach drei bis vier erfolglosen IUIs.
- 35–40 Jahre: nach drei Zyklen ohne Erfolg.
- > 40 Jahre oder deutlich eingeschränktes Spermiogramm: frühzeitig IVF oder ICSI in Betracht ziehen.
Dein behandelndes Zentrum hilft dir, den optimalen Zeitpunkt für einen Methodenwechsel – oder ergänzende Untersuchungen – festzulegen.
Wissenschaftliche Quellen & Studien
Fazit
Die Intrauterine Insemination bietet Paaren, Singles und gleichgeschlechtlichen Paaren eine realistische Chance auf Schwangerschaft bei moderatem Kosten- und Stressniveau. Mit sorgfältigem Zyklus-Monitoring, maßvoller Stimulation und professioneller Begleitung kann IUI der entscheidende Schritt zum Wunschkind sein – bevor man auf invasivere Verfahren wie IVF oder ICSI zurückgreift.