Bei der klassischen künstlichen Befruchtung werden die Eizelle der Frau und die Samenzelle des Mannes außerhalb des Körpers zusammengeführt. Die befruchtete Eizelle wird anschließend in einem medizinischen Eingriff in die Gebärmutter der Frau eingesetzt. Das Ziel ist, dass sich die befruchtete Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut einnistet und eine Schwangerschaft entsteht.
Wann ist eine künstliche Befruchtung sinnvoll? – Voraussetzungen und Chancen
Wenn trotz regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr keine Schwangerschaft eintritt, kann der Frauenarzt eine Überweisung an eine Kinderwunschklinik ausstellen. Dort untersuchen Spezialisten sowohl die Frau als auch den Mann. Häufig wird festgestellt, dass eine Fruchtbarkeitsstörung vorliegt, die verschiedene Ursachen haben kann.
Ursachen und Gründe für Fruchtbarkeitsstörungen
- Alter: Das Alter der Frau ist ein entscheidender Faktor.
- Hormonelle Störungen: Zyklusstörungen, Gelbkörperschwäche, Schilddrüsenprobleme, erhöhte Prolaktinwerte oder gestörter Insulinstoffwechsel.
- Organische Ursachen: Endometriose, Verwachsungen der Eileiter oder Samenleiter.
- Entzündungen: Beispielsweise Chlamydieninfektionen.
- Angeborene Fehlbildungen: Zum Beispiel eine Trennwand in der Gebärmutterhöhle.
- Psychische Faktoren: Depressionen oder andere psychische Erkrankungen.
- Soziale Faktoren: Ungesunde Lebensgewohnheiten wie Rauchen, Alkohol- oder Drogenkonsum sowie Über- oder Untergewicht.
- Idiopathisch: Manchmal bleibt die Ursache ungeklärt.
Nicht immer ist eine künstliche Befruchtung die erste Wahl bei Fruchtbarkeitsstörungen. Oftmals kann eine Hormonbehandlung der Frau helfen, schwanger zu werden. Wenn eine natürliche Empfängnis aufgrund von Verwachsungen der Eileiter oder anderen organischen Hindernissen nicht möglich ist, kommen alternative Methoden in Betracht. Auch bei Männern können Probleme mit der Spermienqualität durch hormonelle Störungen, Fehlbildungen, Entzündungen oder Blockaden der Samenwege auftreten.
Methoden der assistierten Reproduktion – Unterstützung bei Kinderwunsch
Bei der assistierten Reproduktion wird der natürliche Befruchtungsprozess im weiblichen Körper unterstützt. Samenzellen werden mittels eines dünnen Schlauchs direkt in die Gebärmutterhöhle eingebracht, sodass die Verschmelzung von Samen- und Eizelle im Körper der Frau erfolgt.
Künstliche Befruchtung für lesbische Paare – Möglichkeiten und Herausforderungen
Kinderwunschkliniken unterstützen auch lesbische Paare, die sich ein Baby wünschen. Durch die Behandlung kann eine der Partnerinnen die biologische Mutter werden. Allerdings werden die Kosten für diese Behandlung nicht von der Krankenkasse übernommen.
Künstliche Befruchtung nach Krankheit – Chancen durch Kryokonservierung
Bestimmte Krankheiten, wie etwa eine Chemotherapie, können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. In solchen Fällen besteht die Möglichkeit, Eizellen oder Samenzellen vor der Behandlung einfrieren zu lassen. Diese sogenannte Kryokonservierung erlaubt es, auch nach einer Krankheit Kinder zu bekommen. Seit dem 1. Juli 2021 übernehmen die Krankenkassen in Deutschland die Kosten für Maßnahmen zur Fertilitätsprotektion bei jungen Patientinnen.
Varianten der künstlichen Befruchtung – IUI, IVF und ICSI im Vergleich
Es gibt verschiedene Methoden der künstlichen Befruchtung, die je nach Ursache der Fruchtbarkeitsstörung eingesetzt werden:
- Intrauterine Insemination (IUI): Geeignet für Paare ohne klar diagnostizierte Fruchtbarkeitsstörung oder bei leicht eingeschränkter Spermienbeweglichkeit.
- In-Vitro-Fertilisation (IVF): Wird häufig angewendet, wenn die IUI erfolglos war oder anatomische Hindernisse bestehen.
- Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI): Besonders bei stark eingeschränkter Spermienqualität des Mannes oder bei beidseitiger Fruchtbarkeitsstörung.
Kosten und Finanzierung der künstlichen Befruchtung – Was Sie wissen müssen
Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt unter bestimmten Bedingungen mindestens 50 % der Kosten für die künstliche Befruchtung bei heterosexuellen, verheirateten Paaren. Trotzdem müssen Paare einen erheblichen Eigenanteil tragen, der sich auf mehrere Tausend Euro summieren kann, insbesondere wenn mehrere Versuche nötig sind. Zusätzliche Kosten können durch spezielle Behandlungen oder benötigte Medikamente entstehen. Es ist ratsam, vor Beginn der Behandlung einen Behandlungsplan bei der Krankenkasse einzureichen, um die genaue Kostenübernahme zu klären. Selbstzahler, wie homosexuelle Paare, müssen mit Kosten von 5.000 bis 10.000 € rechnen.
Nachteile und Alternativen zur künstlichen Befruchtung – Was tun, wenn es nicht klappt?
Der Erfolg einer künstlichen Befruchtung ist nicht garantiert und kann psychisch belastend sein, vor allem wenn mehrere Versuche erforderlich sind. Trotzdem bietet diese Methode eine vielversprechende Möglichkeit, den Kinderwunsch zu erfüllen. Sollten jedoch auch nach mehreren Versuchen keine Erfolge erzielt werden, könnten Adoption oder Pflegeelternschaft mögliche Alternativen sein.
Heiminsemination – die künstlichen Befruchtung einfach selber machen
Heiminsemination wird als kostengünstige und private Alternative zur klinischen künstlichen Befruchtung immer beliebter. Mit speziellen Kits zur Insemination können Paare und Einzelpersonen den Prozess zu Hause durchführen. Plattformen wie RattleStork ermöglichen eine einfache und sichere Kontaktaufnahme mit potenziellen Samenspendern. Es ist jedoch wichtig, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls medizinischen Rat einzuholen, um den Erfolg zu maximieren und alle rechtlichen und gesundheitlichen Aspekte zu berücksichtigen.