Spermiogramm: Alles Wichtige zur Analyse der männlichen Fruchtbarkeit

Bild des AutorsVerfasst von Philomena Marx05. Januar 2025
Spermiogramm - Arzt analysiert Sperma mit einer Maschine

Wenn ein Kinderwunsch unerfüllt bleibt, geraten Paare oft in eine Phase voller Fragen und Unsicherheiten. Ein Spermiogramm kann dabei helfen, erste Antworten zu finden und mögliche Gründe für die ausbleibende Schwangerschaft zu identifizieren. In diesem Artikel erfahren Sie, was ein Spermiogramm ist, wie genau der Test abläuft und welche Werte bei der Auswertung eine Rolle spielen. Außerdem zeigen wir Ihnen, welche Schritte Sie unternehmen können, um die Ergebnisse zu verbessern oder weiterführende Diagnostik einzuleiten.

Was ist ein Spermiogramm?

Ein Spermiogramm ist eine Laboruntersuchung, mit der die männliche Fruchtbarkeit beurteilt wird. Dabei betrachten die Fachleute verschiedene Parameter in einer Samenprobe, insbesondere:

  • Spermienzahl: Wie viele Spermien sind pro Milliliter Ejakulat enthalten?
  • Beweglichkeit (Motilität): Wie aktiv sind die Spermien unterwegs?
  • Morphologie: Welche Form haben die Spermien, und wie hoch ist der Anteil normal geformter Spermien?
  • Ejakulatvolumen: Wie viel Flüssigkeit wird insgesamt produziert?

Anhand dieser Werte lässt sich eine erste Einschätzung treffen, ob die Spermien des Mannes funktionstüchtig genug sind, um eine Eizelle zu befruchten.

Wann ist ein Spermiogramm sinnvoll?

Ein Spermiogramm wird häufig dann empfohlen, wenn sich nach einem Jahr regelmäßigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft einstellt. Darüber hinaus ist die Untersuchung auch in anderen Situationen ratsam, beispielsweise:

  • Bei Verdacht auf Hormonstörungen oder nach auffälligen Blutwerten.
  • Vor oder nach einer Sterilisation (Vasektomie), um den Erfolg zu überprüfen.
  • Bei wiederholten Fehlgeburten, um mögliche Ursachen zu finden.

Kosten und Erstattung

Die Kosten für ein Spermiogramm bewegen sich meist zwischen 60 und 90 Euro. Bei vorliegender medizinischer Indikation, etwa bei unerfülltem Kinderwunsch, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in der Regel die Kosten. Private Krankenkassen handhaben dies unterschiedlich – erkundigen Sie sich am besten im Voraus.

Ablauf des Spermiogramms

1. Vorbereitung

Für ein möglichst aussagekräftiges Ergebnis sollten Sie sich an folgende Empfehlungen halten:

  • 3–5 Tage vor der Probegewinnung auf Ejakulation verzichten.
  • Verzicht auf Alkohol und Nikotin in den Tagen vor der Abgabe.
  • Stress minimieren und auf ausreichend Schlaf achten.

2. Probenentnahme

Die Probenentnahme erfolgt in der Regel durch Masturbation in einem separaten Raum der Praxis oder Klinik. Achten Sie darauf:

  • Hände und Penis gründlich mit Wasser und Seife reinigen (kein Desinfektionsmittel verwenden).
  • Kein Gleitmittel einsetzen, da es die Spermien verfälschen kann.
  • Das gesamte Ejakulat in einem vom Labor bereitgestellten sterilen Gefäß auffangen.

Alternativ können Sie die Probe auch zu Hause gewinnen. Dabei müssen Sie den Transport bei Körpertemperatur gewährleisten (z. B. in einer Jackentasche) und innerhalb von maximal 60 Minuten bei der Praxis oder im Labor abgeben.

Laboruntersuchung: Welche Werte werden gemessen?

Die Samenanalyse erfolgt unter dem Mikroskop und mithilfe verschiedener Tests. Gemäß den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind besonders diese Parameter entscheidend:

  • Ejakulatvolumen: Mindestens 1,5 ml.
  • Spermienkonzentration: Mindestens 15 Millionen Spermien pro Milliliter.
  • Gesamtanzahl: Mindestens 39 Millionen Spermien pro Ejakulat.
  • Motilität: Mindestens 40 Prozent bewegliche Spermien.
  • Morphologie: Mindestens 4 Prozent normal geformte Spermien.

Diese Richtwerte dienen als Orientierung. Leichte Abweichungen sind individuell zu bewerten und müssen nicht zwangsläufig auf eine Unfruchtbarkeit hindeuten.

Dauer der Analyse und Ergebnisbesprechung

Die eigentliche Analyse nimmt in der Regel 1–2 Stunden in Anspruch. Anschließend verarbeitet das Labor die Daten, sodass der vollständige Befund meist innerhalb weniger Tage vorliegt. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin bespricht mit Ihnen das Ergebnis und erläutert, ob weitere Untersuchungen oder Behandlungsschritte sinnvoll sind.

Auswertung des Befunds

Kommt es zu Abweichungen von den Referenzwerten, sprechen Mediziner in der Regel von folgenden Formen:

  • Oligozoospermie: Zu geringe Spermienkonzentration.
  • Asthenozoospermie: Eingeschränkte Beweglichkeit.
  • Teratozoospermie: Übermäßig viele Spermien mit abweichender Form.
  • Azoospermie: Keine Spermien im Ejakulat nachweisbar.

In jedem Fall ist es wichtig, die möglichen Ursachen umfassend abzuklären. Zu diesen können hormonelle Ungleichgewichte, genetische Faktoren, Infektionen oder ungünstige Lebensgewohnheiten gehören.

Häufige Ursachen für Auffälligkeiten

Die Spermienproduktion kann durch vielfältige Faktoren beeinträchtigt werden. Beispielsweise:

  • Hormonstörungen: Ungleichgewicht bei Testosteron, follikelstimulierendem Hormon oder luteinisierendem Hormon.
  • Genetische Ursachen: Chromosomen-Anomalien oder Erbkrankheiten.
  • Infektionen: Zum Beispiel durch sexuell übertragbare Erkrankungen.
  • Lebensstil: Rauchen, Alkohol, Übergewicht und Stress.
  • Umweltfaktoren: Schadstoffe, Hitze, Strahlung oder Chemikalien.

Oft empfehlen Ärzte eine Wiederholung des Spermiogramms, um mögliche Messfehler oder kurzfristige Einflüsse wie Fieber oder Infekte auszuschließen.

Optimierung der Spermienqualität

Eine unzureichende Samenqualität muss kein endgültiges Urteil sein. Viele Männer können mit gezielten Maßnahmen ihre Werte verbessern:

  • Ernährung: Ausgewogene Kost mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Proteinen.
  • Sport & Bewegung: Moderate, aber regelmäßige Aktivität kurbelt den Stoffwechsel an.
  • Rauchen & Alkohol reduzieren: Giftstoffe beeinträchtigen die Spermienbildung.
  • Stressbewältigung: Methoden wie Yoga, Meditation oder autogenes Training wirken sich oft positiv aus.
  • Wärmequellen minimieren: Enge Unterwäsche und häufige Saunabesuche können die Spermien schädigen.

Darüber hinaus kann eine medizinische Behandlung, wie etwa eine Hormontherapie oder eine gezielte Infektionsbehandlung, sinnvoll sein. Das hängt jedoch stark von den individuellen Befunden ab.

Weiterführende Diagnostik und Kinderwunschbehandlung

Zeigen die Ergebnisse größere Auffälligkeiten, können weitere Tests notwendig werden. Hierzu zählen:

  • Hormonanalysen: Bestimmung von Testosteron, follikelstimulierendem Hormon, luteinisierendem Hormon und Prolaktin.
  • Genetische Untersuchungen: Überprüfung auf Chromosomenveränderungen.
  • Ultraschall: Untersuchung von Hoden und Nebenhoden.
  • DNA-Fragmentationstest: Ermittlung der Erbgutqualität in den Spermien.

Liegen stark beeinträchtigte Werte vor, kann eine künstliche Befruchtung, wie beispielsweise die Befruchtung der Eizelle im Reagenzglas oder die direkte Injektion einer Samenzelle in die Eizelle, in Betracht kommen.

Was, wenn das Spermiogramm normal ist?

Selbst wenn das Spermiogramm keine Auffälligkeiten zeigt, kann es sein, dass sich keine Schwangerschaft einstellt. In diesem Fall sollten auch bei der Partnerin mögliche Ursachen abgeklärt werden, z. B. Zyklusstörungen oder hormonelle Ungleichgewichte. Ein gemeinsames Beratungsgespräch in einem Kinderwunschzentrum kann hier Klarheit verschaffen und weitere Schritte aufzeigen.

Fazit

Ein Spermiogramm ist ein unverzichtbarer Schritt, um die männliche Fruchtbarkeit zu beurteilen. Es liefert Aufschluss über essenzielle Parameter wie Anzahl, Beweglichkeit und Form der Spermien. Sollten die Werte nicht im Normbereich liegen, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, aktiv gegenzusteuern – von einer Umstellung des Lebensstils bis hin zu speziellen medizinischen Behandlungen. Bleibt eine Schwangerschaft trotz unauffälligem Ergebnis weiterhin aus, lohnt sich eine ganzheitliche Untersuchung beider Partner. So rücken Sie Schritt für Schritt Ihrem Kinderwunsch näher.