Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine der häufigsten hormonellen Störungen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Schätzungen zufolge sind bis zu 10 % aller Frauen von PCOS betroffen. Die Auswirkungen sind sehr individuell und reichen von Zyklusstörungen bis hin zu psychischen Belastungen. In diesem Blog-Beitrag erfährst du, was PCOS genau ist, wie es entsteht, welche Symptome auftreten können und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Außerdem erhältst du Tipps für einen gesunden Lebensstil und mehr Wohlbefinden im Alltag.
Was ist PCOS?
Das Polyzystische Ovarialsyndrom beschreibt eine Stoffwechsel- und Hormonstörung, die verschiedene Organsysteme betreffen kann. Charakteristisch sind dabei:
- Hormonelle Ungleichgewichte (z. B. erhöhte Androgenwerte)
- Stoffwechselstörungen (oft eine Insulinresistenz)
- Veränderungen in den Eierstöcken (zahlreiche unreife Eibläschen, sogenannte Zysten)
Diese Merkmale können in Kombination und Intensität stark variieren, weshalb PCOS häufig erst spät oder gar nicht erkannt wird. Da die Symptome mit denen anderer Erkrankungen überlappen können, ist eine exakte Diagnose essenziell.
Ursachen: Genetische Veranlagung und hormonelle Dysbalancen
1. Genetische Faktoren
In vielen Fällen tritt PCOS in Familien gehäuft auf. Dies weist auf eine genetische Komponente hin, bei der bestimmte Mutationen oder Veranlagungen das Risiko erhöhen können.
2. Insulinresistenz
Viele Frauen mit PCOS haben eine Insulinresistenz, bei der die Körperzellen weniger empfindlich auf Insulin reagieren. Die Bauchspeicheldrüse produziert deshalb mehr Insulin, was wiederum die Ausschüttung von Androgenen (männlichen Geschlechtshormonen) in den Eierstöcken begünstigen kann.
3. Hormonelles Ungleichgewicht
Ein Überschuss an Androgenen (z. B. Testosteron) kann Veränderungen im Zyklus, an der Haut und am Haarwachstum verursachen. Dieses hormonelle Ungleichgewicht beeinflusst auch den Eisprung und erschwert eine regelmäßige Menstruation.
4. Lebensstil
Bewegungsmangel, ungesunde Ernährungsgewohnheiten und Übergewicht können die oben genannten Faktoren verstärken und Symptome verschlimmern.
Häufige Symptome von PCOS
Die Ausprägung der Symptome ist individuell verschieden. Typische Anzeichen sind:
- Unregelmäßige Menstruation oder Ausbleiben der Periode
- Übermäßiger Haarwuchs (Hirsutismus), vor allem im Gesicht, an Brust oder Rücken
- Akne aufgrund erhöhter Androgenwerte
- Gewichtszunahme oder Schwierigkeiten beim Abnehmen
- Haarausfall auf dem Kopf (androgenetische Alopezie)
- Dunkle Verfärbungen der Haut (Acanthosis nigricans), besonders im Nacken- oder Achselbereich
- Erschwerte Empfängnis bis hin zu Unfruchtbarkeit
Nicht alle Frauen mit PCOS weisen alle Symptome auf. Manche bemerken lediglich Zyklusstörungen, während andere unter mehreren Faktoren gleichzeitig leiden.
Diagnose: Wie wird PCOS festgestellt?
Die Diagnose erfolgt häufig nach den sogenannten Rotterdam-Kriterien. Diese besagen, dass mindestens zwei der folgenden drei Merkmale erfüllt sein müssen:
- Unregelmäßige oder fehlende Eisprünge
- Erhöhte Androgenwerte (im Blutbild nachweisbar) oder körperliche Zeichen von Hyperandrogenismus (z. B. Hirsutismus, Akne)
- Polyzystische Eierstöcke im Ultraschall
Eine ausführliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung, Bluttests (Hormon- und Stoffwechselwerte) und eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke bilden die Basis für eine eindeutige Diagnose. Dabei ist es wichtig, andere Ursachen für ähnliche Beschwerden – wie Schilddrüsenerkrankungen oder andere hormonelle Störungen – auszuschließen.
Behandlungsmöglichkeiten: Therapien und Unterstützung im Alltag
1. Lebensstiländerungen
- Ernährung: Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Kost mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und mageren Proteinen kann die Insulinsensitivität verbessern und beim Abnehmen helfen.
- Körperliche Aktivität: Regelmäßiger Sport (z. B. Ausdauertraining, Krafttraining) unterstützt die Blutzuckerkontrolle, reduziert die Insulinresistenz und kann den Hormonhaushalt positiv beeinflussen.
- Gewichtsmanagement: Bereits ein moderater Gewichtsverlust von 5–10 % kann den Zyklus regulieren und Symptome lindern.
2. Medikamentöse Therapie
- Hormonelle Verhütungsmittel: Die “Pille” oder andere hormonelle Präparate können den Zyklus regulieren und den Androgenspiegel senken.
- Insulinsensitizer: Medikamente wie Metformin verbessern die Insulinverwertung und verringern damit die Überproduktion von Androgenen.
- Ovulationsauslösung: Bei Kinderwunsch können bestimmte Medikamente (z. B. Clomifen) den Eisprung anregen.
3. Assistierte Reproduktion
Wenn trotz Ovulationsauslösung und angepasster Therapie keine Schwangerschaft eintritt, können Methoden der künstlichen Befruchtung, wie die In-vitro-Fertilisation (IVF), eine Option sein.
4. Psychologische Unterstützung
Da PCOS häufig mit Stress, Unsicherheiten und emotionalen Belastungen verbunden ist, kann eine begleitende Psychotherapie, Beratung oder Selbsthilfegruppe sehr hilfreich sein, um die psychosoziale Belastung zu reduzieren.
Mögliche Langzeitfolgen: Warum eine frühzeitige Behandlung wichtig ist
Unbehandeltes oder zu spät erkanntes PCOS kann das Risiko für verschiedene Erkrankungen erhöhen:
- Typ-2-Diabetes (durch die bestehende Insulinresistenz)
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (erhöhtes Risiko bei gestörten Stoffwechselparametern)
- Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom, bei dauerhaft fehlender Menstruation)
- Schlafapnoe (insbesondere bei gleichzeitigem Übergewicht)
Eine rechtzeitige Diagnose und gezielte Therapie mindern diese Risiken deutlich.
Tipps für den Alltag: Mehr Wohlbefinden trotz PCOS
- Achtsame Ernährung: Bevorzuge Lebensmittel mit einem niedrigen glykämischen Index (z. B. Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte) und reduziere Zucker.
- Ausreichend Bewegung: Bereits 30 Minuten moderater Sport an den meisten Wochentagen können die Insulinresistenz nachhaltig verbessern.
- Stressmanagement: Praktiken wie Yoga, Entspannungsübungen oder Meditation reduzieren den Stresspegel und wirken sich positiv auf den Hormonhaushalt aus.
- Genug Schlaf: Ein Mangel an erholsamem Schlaf wirkt sich negativ auf Stoffwechsel und Hormonbalance aus.
- Regelmäßige Kontrollen: Vereinbare Check-ups mit deinem Arzt, um Hormonwerte, Blutzucker und Blutdruck im Blick zu behalten.
PCOS und psychische Gesundheit
Frauen mit PCOS leiden häufiger unter:
- Depressionen und Angststörungen
- Niedrigem Selbstwertgefühl durch körperliche Veränderungen
Eine ganzheitliche Behandlung sollte diese psychischen Aspekte unbedingt einbeziehen. Scheue dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn du das Gefühl hast, psychisch an deine Grenzen zu geraten.
Fazit
Das Polyzystische Ovarialsyndrom ist eine komplexe und häufig unterschätzte Erkrankung, die durch hormonelle und metabolische Ungleichgewichte bedingt ist. Eine gründliche Diagnostik, individuelle Therapieansätze und eine gesunde Lebensweise können die Symptome deutlich lindern und das Risiko für langfristige Folgeerkrankungen senken.