Eine Eizelle ist nur wenige Stunden pro Zyklus befruchtbar – genau dieses kurze Zeitfenster entscheidet über eine mögliche Schwangerschaft. In diesem Ratgeber erfährst du, wie dein Zyklus abläuft, mit welchen Methoden du den Eisprung zuverlässig erkennst und welche Fehler du vermeiden solltest.
Zyklusphasen und Hormone verstehen
- Menstruation (Tag 1–5): Die Gebärmutterschleimhaut wird abgestoßen, Östrogen und Progesteron sind auf ihrem Tiefpunkt.
- Follikelphase (Tag 1 bis Eisprung): FSH lässt einen Follikel heranreifen; steigendes Östrogen baut die Schleimhaut wieder auf.
- Eisprung (meist Tag 12–16): Ein LH-Peak setzt die reife Eizelle frei. Sie bleibt etwa 12–24 Stunden befruchtbar.
- Lutealphase (rund 14 Tage): Progesteron aus dem Gelbkörper erhält die Schleimhaut. Sinkt es ohne Befruchtung ab, startet ein neuer Zyklus.

Fruchtbare Tage berechnen
Spermien können bis zu fünf Tage überleben, während eine Eizelle nur rund 24 Stunden befruchtbar ist. Die höchste Wahrscheinlichkeit besteht deshalb in den sechs Tagen vor und am Ovulationstag 1.
- Knaus-Ogino-Formel: Erster fruchtbarer Tag = kürzester Zyklus − 18; letzter fruchtbarer Tag = längster Zyklus − 11.
- Praxis-Tipp: Geschlechtsverkehr alle zwei bis drei Tage deckt das gesamte Fenster ab, ohne zusätzlichen Stress zu verursachen.
Zyklus-Tracking und Ovulationstests
- Kalender-Apps: Nützlich bei regelmäßigem Zyklus, liefern jedoch nur grobe Schätzungen.
- Basaltemperatur: Tägliche Messung direkt nach dem Aufwachen. Ein Anstieg um 0,2–0,5 °C zeigt den Eisprung rückwirkend an.
- Zervixschleim: Klarer, spinnbarer Schleim signalisiert maximale Fruchtbarkeit.
- LH-Tests: Zeigen den LH-Anstieg 24–36 Stunden vor der Ovulation an – ideal bei unregelmäßigen Zyklen.
- Wearables: Sensoren messen Temperatur und Pulsvariabilität; dank KI erreichen sie rund 90 % Vorhersagegenauigkeit2.
Ovulationstest korrekt anwenden
- Starte fünf Tage vor deinem frühesten vermuteten Eisprung.
- Verwende den zweiten Morgenurin – konzentriert, aber nicht zu lang gestaut.
- Halte den Teststreifen zehn Sekunden lang in den Urinstrahl oder tauche ihn in aufgefangenen Urin ein; lies das Ergebnis nach Herstellerangabe ab.
- Plane Geschlechtsverkehr am Testtag und erneut am Folgetag.
Eisprung-Symptome erkennen
- Glasiger, spinnbarer Zervixschleim
- Leicht ziehender Schmerz im Unterbauch (Mittelschmerz)
- Muttermund steht höher und fühlt sich weich an
- Anstieg der Basaltemperatur am Folgetag
Eisprung bleibt aus? Ursachen und Therapie
Häufige Ursachen sind PCOS, Schilddrüsenerkrankungen oder eine Gelbkörperschwäche. Gehe folgendermaßen vor:
- Führe ein Zyklusprotokoll und lasse deinen Hormonstatus (inkl. Schilddrüse) bestimmen.
- Normalisiere dein Gewicht und reduziere Stress.
- Lasse dich bei Bedarf mit Clomifen oder Letrozol behandeln, um die Ovulation anzuregen.
- Erwäge eine Untersuchung im Kinderwunschzentrum für IUI oder IVF, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen.
Mythen und Fakten rund um den Eisprung
Mythos – Eisprung findet immer am 14. Zyklustag statt.
Fakt: Der Eisprung verschiebt sich je nach Länge deiner Follikelphase. Auch bei einem 28-Tage-Zyklus kann er zwischen Tag 10 und 17 liegen; bei abweichender Zykluslänge verschiebt sich dieses Fenster.Mythos – Wer keinen Mittelschmerz spürt, hat keinen Eisprung.
Fakt: Nur etwa ein Drittel der Frauen spürt ein Ziehen im Unterbauch. Das Fehlen dieses Schmerzes bedeutet nicht, dass der Eisprung ausbleibt.Mythos – Täglicher Sex erhöht die Schwangerschaftschance deutlich.
Fakt: Ein 2-bis-3-Tage-Rhythmus reicht völlig aus. So bleibt die Spermienqualität stabil, und dennoch deckt ihr das gesamte fruchtbare Fenster ab.Mythos – Die Basaltemperatur kann den Eisprung vorhersagen.
Fakt: Ein Temperaturanstieg zeigt an, dass der Eisprung bereits stattgefunden hat. Zur Planung sind vorhersagende Marker wie LH-Tests oder die Beobachtung des Zervixschleims besser geeignet.Mythos – Stress hat keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit.
Fakt: Chronisch erhöhter Cortisolspiegel kann den LH-Peak verzögern oder unterdrücken. Regelmäßige Entspannungsübungen verbessern nachweislich die Chancen auf eine Schwangerschaft.
Quellen & weiterführende Literatur
- Wilcox AJ et al. Timing of Sexual Intercourse in Relation to Ovulation. N Engl J Med, 1995.
- Shilaih M et al. Wearable Sensors Reveal Menses-Driven Changes in Physiology. J Med Internet Res, 2019.
- van der Velden J et al. Innovative Approaches to Fertility Tracking, 2023.
- World Health Organization. Infertility – Fact Sheet, 2024.
Fazit
Eine Kombination aus Kalender-App, LH-Test und Basaltemperatur bietet die zuverlässigste Methode, um dein fruchtbares Fenster zu finden. Achte auf deine Körpersignale und dokumentiere deinen Zyklus. Sollten sich trotz aller Bemühungen keine Erfolge einstellen, ist eine frühzeitige ärztliche Abklärung sinnvoll – die moderne Reproduktionsmedizin bietet für fast jedes Hindernis eine passende Lösung.