Blutungen in der Schwangerschaft verunsichern – von zartem Spotting bis zur starken, frischen Blutung. Wichtig: Eine echte Periode gibt es in der Schwangerschaft nicht. Dieser Leitfaden erklärt Unterschiede, typische Ursachen, Warnzeichen und nächste Schritte. Fundierte Hintergründe findest du bei der NHS, der ACOG-FAQ, der NICE-Leitlinie NG126 (Eileiterschwangerschaft & Fehlgeburt) und den Patienteninfos des RCOG.
Warum eine Periode in der Schwangerschaft nicht möglich ist
Die Menstruation ist die Abstoßung der aufgebauten Gebärmutterschleimhaut ohne Schwangerschaft. Ist eine Schwangerschaft eingetreten, bleibt die Schleimhaut zum Erhalt des Embryos bestehen. Blutungen in der Schwangerschaft haben daher andere Ursachen – nie eine reguläre Periode.
Periode vs. Schwangerschaftsblutung – klare Unterscheidung
Periode: kräftiger, gleichmäßiger Blutfluss über 3–7 Tage, zyklisch wiederkehrend, oft krampfartige Regelschmerzen.
Schwangerschaftsblutung: meist punktuell oder schmierend (Spotting), hell- bis dunkelrot, Dauer von Stunden bis wenigen Tagen, nicht zyklisch.
Schnell-Check: Farbe, Menge & Begleitzeichen
- Hellrosa oder bräunlich, sehr wenig: häufig Einnistung oder hormonelles Abbruchbluten rund um den erwarteten Periodentermin.
- Hellrot nach Sex/Untersuchung: typische Kontaktblutung vom empfindlichen Muttermund, klingt meist rasch ab.
- Dunkelrot, stärker, mit Gewebestückchen: Warnzeichen für drohende Fehlgeburt – ärztliche Abklärung.
- Sturzblutung + einseitige Schmerzen/Schwindel: Verdacht auf Eileiterschwangerschaft oder Plazentakomplikation – sofort Notaufnahme.
Häufige Ursachen für Blutungen in der Schwangerschaft
Einnistungsblutung
6–12 Tage nach Befruchtung: feine Gefäße reißen beim Einnisten der Blastozyste. Sehr leicht, hellrosa/bräunlich, max. 1–2 Tage. Mehr dazu bei ACOG.
Pseudo-Menstruation (hormonelles Abbruchbluten)
Kurzzeitige Hormonschwankungen lösen um den erwarteten Regeltermin eine kleine Blutung aus. Deutlich geringer und kürzer als eine Periode.
Kontaktblutung
In der Schwangerschaft ist der Gebärmutterhals stark durchblutet. Vaginale Untersuchung oder Sex können kleine Gefäße reizen. Hellrot, endet meist innerhalb weniger Stunden.
Zervikale Ursachen, Infektionen & Mikroverletzungen
Zervixpolyp, Ektopie (Eversion), bakterielle Vaginose oder Pilzinfektion führen zu Spotting. Abstrich & gezielte Behandlung. Infos: NHS.
Subchorionisches Hämatom
Blutansammlung zwischen Chorion & Uteruswand. Häufiges Frühschwangerschaftsbild im Ultraschall. Je nach Größe Verlaufskontrolle.
Eileiterschwangerschaft (extrauterin)
Ab 5.–6. SSW: einseitige, starke Schmerzen, Schwindel, ggf. schwallartige Blutung. Lebensbedrohlich bei Ruptur. Sofort abklären. Leitlinie: NICE NG126.
Fehlgeburt (Abort)
Zunehmende Blutung, krampfartige Schmerzen, evtl. Gewebeabgang. Diagnose per Ultraschall & hCG-Verlauf. Patienteninfos des RCOG.
Plazentakomplikationen (2./3. Trimester)
Plazenta praevia: schmerzlose, frische hellrote Blutung. Plazentaablösung: meist Schmerzen + harter Uterus. Späte Blutungen sind immer ein Grund für die Klinik. Überblick: NHS.
Häufigkeit nach Trimester
| Trimester | Typische Ursachen | Einordnung |
|---|---|---|
| 1. Trimester (0–12 SSW) | Einnistung, hormonelles Abbruchbluten, Kontaktblutung, subchorionisches Hämatom, Eileiterschwangerschaft, Fehlgeburt | Leichte Blutungen häufig; immer ärztlich besprechen. |
| 2. Trimester (13–27 SSW) | Seltener; Abklärung v. a. Plazentalage (praevia), Zervixlänge, Infektionen | Frisches Blut immer vorstellen (Praxis/Klinik). |
| 3. Trimester (28–40 SSW) | Plazenta praevia, Plazentaablösung, vasa praevia, blutiger Schleimpfropf als Geburtszeichen | Frische Blutungen potenziell ernst – sofort Klinik, besonders bei Schmerzen/Schwindel. |
Diagnostik: Was klärt was?
- Transvaginaler Ultraschall: Lage von Fruchtsack/Embryo, Herzaktivität, Plazentalage, Hämatome.
- Serielles hCG & Progesteron: Verlauf & Abgrenzung intakte vs. gestörte Schwangerschaft.
- Vaginalabstrich: Nachweis von BV/Pilz, ggf. Therapie.
- Blutgruppe & Rhesusfaktor: Bei Rhesus-D-negativ je nach Situation Anti-D-Prophylaxe (nach Blutung/Trauma/Prozeduren – Details je Leitlinie).
Diagnosepfade: NICE NG126. Kompakte Patienteninfos: RCOG und NHS.
Selbsthilfe & Verhalten bis zur Abklärung
- Beobachten: Farbe, Menge, Dauer & Begleitsymptome (Schmerz, Fieber, Schwindel) notieren.
- Binden statt Tampons/Tasse: hygienisch & bessere Beurteilung der Blutmenge.
- Schonung: vorerst kein Vaginalverkehr, kein schweres Heben; Stress reduzieren.
- Medikamente: Schmerzmittel nur nach Rücksprache; Fieber und starke Schmerzen sind Warnzeichen.
Sofort in die Klinik – diese Zeichen sind ein Notfall
- starke frische Blutung oder Kreislaufbeschwerden (Schwindel, Ohnmacht, kalter Schweiß)
- einseitige starke Bauch-/Schulterschmerzen (Verdacht Eileiterschwangerschaft)
- hellrote Blutung im 2./3. Trimester, auch ohne Schmerzen (Plazenta praevia)
- schmerzhafte Blutung mit harter Bauchdecke (Plazentaablösung)
- Fieber oder übelriechender Ausfluss
Fazit
In der Schwangerschaft gilt: Keine echte Periode – aber Blutungen sind möglich. Leichtes Spotting kann harmlos sein, frisches hellrotes oder starkes Blut ist ein Warnsignal. Beobachte Farbe & Menge, schone dich, nutze Binden und lass Blutungen zeitnah ärztlich abklären. Bei Schmerzen, Schwindel oder späten Blutungen: sofort Klinik.

