Lusttropfen und Schwangerschaft: Kann man durch den Lusttropfen schwanger werden?

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geschrieben von Philomena Marx25. Mai 2025
Lusttropfen

Der Lusttropfen – medizinisch Präejakulat – wirft viele Fragen auf: Kann man dadurch schwanger werden? Welche Rolle spielt er bei der Übertragung von sexuell übertragbaren Infektionen (STIs)? Dieser Artikel bündelt aktuelle Forschungsergebnisse und gibt praxisnahe Tipps, um ungewollte Schwangerschaften und Infektionen zuverlässig zu verhindern.

Lusttropfen: Entstehung & Zusammensetzung

Woher kommt er? Bei sexueller Erregung produzieren die Cowperschen Drüsen (Bulbourethraldrüsen) eine klare, leicht zähflüssige Flüssigkeit, die vor dem Samenerguss in die Harnröhre abgegeben wird. Die Produktionsmenge schwankt stark – im Schnitt 0,4 – 4 ml.

Was steckt drin? Präejakulat besteht überwiegend aus Wasser, Schleimstoffen, Enzymen und Spurenelementen; der pH-Wert liegt bei 7,2 – 8,0. Da die Flüssigkeit nicht in den Hoden entsteht, ist sie grundsätzlich spermienfrei – Ausnahmen folgen weiter unten.

Wozu dient das Präejakulat?

Säurepuffer: Restharn macht die Harnröhre sauer. Das Präejakulat neutralisiert dieses Milieu und erhöht so die Überlebenschance von Spermien.

Natürliches Gleitmittel: Seine Schleimstoffe erleichtern das Eindringen des Penis und steigern das Empfinden beider Partner. Wichtig: Es ersetzt kein Gleitgel – bei Kondomen sollte ein wasser- oder silikonbasiertes Gel verwendet werden, um Latex nicht zu beschädigen.

Enthält der Lusttropfen Spermien?

Rund 30 % der Männer weisen trotz fehlendem Samenerguss bewegliche Spermien im Präejakulat auf [Zukerman et al., 2011][NHS]

Wie gelangen sie hinein?

  • Rest­spermien nach Ejakulation: In der Harnröhre verbliebene Keimzellen werden mit ausgespült.
  • Mikro-Ejakulationen: Bei starker Erregung können winzige Sper­mamengen schon vor dem Orgasmus austreten.
  • Vasektomie: Nach erfolgreicher Durchtrennung der Samenleiter enthält Präejakulat keine Spermien mehr.

Schwangerschafts­risiko – Fakten statt Mythen

Das Risiko ist deutlich geringer als bei einem vollen Samenerguss, aber nicht null. Eine Pilotstudie 2024 fand selbst bei perfektem Coitus Interruptus noch < 5 % bewegliche Spermien im Präejakulat.

Auch wenige Dutzend Spermien können bei idealem Timing eine Eizelle befruchten. Wasserlassen nach dem Sex spült zwar Rest­spermien, bietet aber keinen verlässlichen Schutz.

Übertragung von Geschlechtskrankheiten

Präejakulat kann Bakterien, Viren und Pilze enthalten – darunter Chlamydien, Gonorrhö, HPV, Herpes Simplex und potenziell HIV. Kondome senken das Risiko deutlich, beseitigen es jedoch nicht vollständig, insbesondere bei HPV, da bereits Haut-zu-Haut-Kontakt ansteckend sein kann.

Sichere Verhütung

Barrieremethoden: Kondome schützen vor Schwangerschaft und STIs, sofern sie korrekt angewendet werden. Bei Latex­allergie bieten Polyurethan-, Polyisopren-Kondome oder das Femidom gute Alternativen.

Hormonelle Methoden:

  • Pille – tägliche Einnahme; Fehlerrate < 0,3 %.
  • Verhütungsring / Pflaster – monatlicher bzw. wöchentlicher Wechsel.
  • Hormonspirale – 3 – 5 Jahre wirksam; Pearl-Index < 0,2.

Langzeit- und Notfallmethoden: Kupferspirale oder Kupferkette (5 – 10 Jahre, hormonfrei) sowie die Pille danach (Levonorgestrel bis 72 h, Ulipristal bis 120 h nach ungeschütztem Verkehr).

Blick in die Zukunft: Eine hormonelle „Männerpille“ (Testosteron-Undecanoat + Progestin) wird derzeit in Phase-III-Studien erprobt.

Tutorial: Wie man ein Kondom korrekt überzieht
Abbildung: Schritt-für-Schritt-Anleitung zum korrekten Überziehen eines Kondoms

Fazit

Der Lusttropfen ist mehr als nur eine „Vorspiel-Flüssigkeit“: Er kann Spermien und Krankheitserreger transportieren. Wer ungewollte Schwangerschaften und STIs zuverlässig vermeiden möchte, sollte sich nicht auf Coitus Interruptus verlassen, sondern auf bewährte Verhütungsmittel setzen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Rund um den Lusttropfen kursieren zahlreiche Gerüchte. Dieses ausführliche FAQ räumt damit auf und liefert fundierte Antworten – von „Kann man ihn spüren?“ bis „Hilft Wasserlassen wirklich?“