Linea Nigra in der Schwangerschaft – Entstehung, Pflege, Fakten

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geschrieben von Philomena Marx16. Juni 2025
Schwangere Frau mit sichtbarer Linea Nigra auf dem Bauch

Schwangerschaft verändert den Körper sichtbar – vom wachsenden Bauch bis zu hormonbedingten Hautzeichen. Eine davon ist die Linea Nigra, eine braune Mittellinie, die sich vom Schambein zum Nabel und manchmal bis zum Brustbein zieht. Ist das normal? Muss man etwas tun? Dieser Beitrag klärt Entstehung, Häufigkeit und sinnvolle Pflegeschritte.

Was ist die Linea Nigra?

Die Linea Nigra („schwarze Linie“) ist die dunkel gefärbte Version der sonst hellen Linea Alba, einer Bindegewebsnaht in der Bauchmitte. Unter dem Einfluss steigender Spiegel von Östrogen, Progesteron und melanotropem Hormon lagern Melanozyten vermehrt Melanin ein – die Linie wird sichtbar. Farbton und Breite reichen von zartem Kaffee­braun bis tiefem Schokoladen­braun. Einen belegten biologischen Nutzen gibt es nicht; die Linie ist schlicht ein sichtbares Resultat der hormonellen Umstellung.

Wie oft tritt die Linie auf – und bei wem?

Etwa 70 – 90 % aller Schwangeren entwickeln eine Linea Nigra (Estève 1994, Cohen 2023). Je dunkler der natürliche Hauttyp, desto markanter die Pigmentierung: Eine nigerianische Studie berichtet von 92 %, während westliche Untersuchungen bei hellhäutigen Frauen rund 50 % nennen. Wer die Linie einmal hatte, sieht sie meist auch in späteren Schwangerschaften wieder.

Wann erscheint die Linie – und wann verblasst sie?

Sichtbar wird die Linea Nigra meist zwischen der 15. und 22. Schwangerschaftswoche und dunkelt mit fortschreitender Schwangerschaft nach. Nach der Geburt sinken die Hormonspiegel; die Linie verblasst gewöhnlich innerhalb von sechs bis zwölf Wochen, seltener erst nach einem Jahr. Eine feine Restspur kann dauerhaft bleiben, ist jedoch rein kosmetisch.

Warum entsteht die Pigmentlinie?

  • Hormonelle Umstellung: Östrogen, Progesteron und α-MSH kurbeln die Melaninproduktion an.
  • Hauttyp & Veranlagung: Dunklere Haut und familiäre Pigmentneigung verstärken die Linie.
  • Sonnenlicht: UV-Strahlung vertieft den Farbton; konsequenter Sonnenschutz hellt optisch auf.
  • Ernährung: Ein guter Folsäure­status könnte die Ausprägung mindern, ist in jedem Fall wichtig für das Kind.

Sonderfälle: Außerhalb von Schwangerschaft und bei Neugeborenen

Selten zeigt sich die Linie ohne Schwangerschaft – etwa bei endokrinen Störungen, schnellem Gewichtsanstieg oder bestimmten Medikamenten. Auch Männer mit Prostata­leiden können betroffen sein (Okeke 2012). Bei Neugeborenen wurde eine feine Linie in bis zu 45 % der Fälle beobachtet; sie verschwindet im ersten Lebenshalbjahr von selbst.

Pflege-Tipps: So milderst du das Nachdunkeln

  • Sonnenschutz
    • Täglich einen Breitband­schutz mit mindestens LSF 30 auftragen.
    • Mineralische Filter (Zink- oder Titandioxid) gelten in der Schwangerschaft als besonders sicher.
    • Auch unter dünner Kleidung regelmäßig nachcremen – Stoff allein blockt UV-Strahlen nicht vollständig.
  • Folsäure & Ernährung
    • Täglich mindestens 400 µg Folsäure – über Nahrung und Supplement – zuführen.
    • Folat­reiche Lebensmittel wie Blattgemüse, Hülsenfrüchte und Vollkorn bevorzugen.
    • Antioxidantien­reiche Kost (Beeren, Nüsse, Paprika) unterstützt zusätzlich die Haut.
  • Sanfte Hautpflege
    • Leichte Seren mit Vitamin C oder E wirken antioxidativ und bremsen das Nachdunkeln.
    • Cremes mit Aloe Vera, Panthenol oder Sheabutter halten die gedehnte Haut elastisch.
    • Reizende Wirkstoffe wie Retinoide oder starke Fruchtsäuren in der Schwangerschaft vermeiden.
  • Pflege nach der Geburt
    • Milde Enzym- oder Zuckerpeelings einmal wöchentlich fördern das Verblassen.
    • Reichhaltige Öle (Mandel-, Jojoba- oder Marulaöl) unterstützen die Regeneration.
    • Hartnäckige Pigmente erst nach dem Abstillen dermatologisch behandeln lassen (Peeling, Laser).
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Behandlung nach dem Stillen

Stört die Linie ein Jahr nach der Geburt noch, helfen Dermatologen mit schonender Laser- oder Lichttherapie, mitteltiefen chemischen Peelings oder Rezepturen auf Hydrochinon-Basis. Vor dem Abstillen sind aufhellende Wirkstoffe tabu.

Mythen rund um die Linea Nigra

  • Verrät die Linie das Geschlecht?
    Nein – Länge oder Lage der Linie haben keinen Zusammenhang mit Mädchen oder Junge.
  • Frühes Auftreten = Zwillinge?
    Auch falsch. Wie schnell die Linie sichtbar wird, hängt allein vom individuellen Hormonprofil und Hauttyp ab.
  • Nur dunkle Hauttypen bekommen sie
    Falsch. Auch sehr helle Hauttypen entwickeln die Linie, sie ist nur weniger intensiv.
  • Cremes verhindern sie vollständig
    Es gibt kein Produkt, das die hormonbedingte Linie sicher verhindert. Pflege und Sonnenschutz können lediglich das Nachdunkeln bremsen.

Wann zum Arzt?

Normalerweise ist die Linea Nigra harmlos. Lass sie prüfen, wenn sie plötzlich Form oder Farbe verändert, stark juckt, schmerzt, knotig wird oder länger als ein Jahr nach der Geburt unverändert bleibt und dich optisch belastet.

Fazit

Die Linea Nigra ist ein normales, hormonbedingtes Phänomen der Schwangerschaft. Mit Sonnenschutz, sanfter Pflege und etwas Geduld verblasst sie von selbst. Medizinisch ist sie harmlos – ein sichtbares Zeichen der besonderen Reise, die dein Körper in dieser Zeit unternimmt.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)