Eizellenspende in Deutschland: Alles zu Chancen, Risiken und Gesetzen

Bild des Autorsverfasst von Zapppelphilippp15. Januar 2024
Eizellenspende

In Deutschland ist Unfruchtbarkeit für zahlreiche Paare eine enorme Herausforderung. Wer sich ein Kind wünscht und auf natürlichem Weg nicht schwanger werden kann, stößt schnell auf das Thema Eizellenspende. Allerdings ist dieses Verfahren hierzulande komplex geregelt und praktisch verboten. Um Ihnen einen umfassenden Überblick über Chancen, Risiken und rechtliche Rahmenbedingungen zu verschaffen, beleuchtet dieser Artikel die wichtigsten Aspekte der Eizellenspende – von der Definition über die Rechtslage bis hin zu emotionalen und ethischen Fragen.

Was ist eine Eizellenspende?

Bei der Eizellenspende gibt eine Frau (Spenderin) ihre Eizellen an eine andere Frau (Empfängerin) ab, die selbst keine lebensfähigen Eizellen produziert oder andere Hindernisse für eine natürliche Schwangerschaft hat. Üblicherweise werden die gespendeten Eizellen im Labor mit dem Sperma des Partners oder eines Samenspenders befruchtet – etwa durch In-vitro-Fertilisation (IVF) oder intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Anschließend werden die so entstandenen Embryonen der Empfängerin eingesetzt, damit diese das Kind austrägt.

Wichtig: Die Spenderin hat genetische Verwandtschaft zum Embryo, nicht aber die Empfängerin, die das Kind austrägt. Nach deutschem Recht (§ 1591 BGB) gilt jedoch die Frau als Mutter, die das Kind gebiert – ganz gleich, wer die Eizelle ursprünglich gespendet hat.

Rechtslage in Deutschland: Warum ist die Eizellenspende verboten?

In Deutschland unterliegt die Eizellenspende strengen Bestimmungen des Embryonenschutzgesetzes (ESchG). Das Gesetz untersagt die Übertragung fremder Eizellen, wenn damit eine Schwangerschaft bei einer anderen Frau als der Spenderin herbeigeführt werden soll.

§ 1 Embryonenschutzgesetz (Auszug): „Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer … auf eine Frau eine fremde unbefruchtete Eizelle überträgt … es unternimmt, eine Eizelle zu einem anderen Zweck künstlich zu befruchten, als eine Schwangerschaft der Frau herbeizuführen, von der die Eizelle stammt …“

Da hierzulande die grundlegende Praxis der Eizellenspende nicht erlaubt ist, ist es in Deutschland praktisch unmöglich, dieses Verfahren legal durchzuführen. Mediziner, die gegen das Gesetz verstoßen, können strafrechtlich belangt werden. Für Empfängerinnen und Spenderinnen selbst sind hingegen keine Strafen vorgesehen.

Embryonenspende in Deutschland: Möglichkeiten und Grenzen

Die Embryonenspende ist eine weitere Option für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch. Dabei werden Embryonen, die zuvor eingefroren wurden, an ein anderes Paar übertragen. Allerdings schränkt das Embryonenschutzgesetz (ESchG) auch dieses Verfahren stark ein: Eine gezielte Erzeugung und Spende von Embryonen für fremde Paare ist hier untersagt.

Häufig entstehen in Kinderwunschzentren „überschüssige“ Embryonen, die eingefroren (vitrifiziert) werden. Doch das gezielte Auftauen zum Zweck einer Schwangerschaft bei einer anderen Frau ist meist nicht gestattet. Ein Urteil des Bayrischen Oberlandesgerichts aus dem Jahr 2020 besagt beispielsweise, dass es strafbar ist, wenn sich die Eizellen noch im 2-PN-Stadium befinden und für eine fremde Schwangerschaft verwendet werden.

Folglich ist auch die Embryonenspende in Deutschland nur unter sehr eingeschränkten Bedingungen möglich. Viele Paare weichen daher auf Adoption oder Embryonenprogramme im Ausland aus, falls sie diese Option in Erwägung ziehen.

Eizellenspende: Wer ist eigentlich die Mutter?

Rechtlich betrachtet ist in Deutschland die Frau Mutter, die das Kind auf die Welt bringt. Das ist unabhängig davon, ob die Eizelle genetisch von einer anderen Frau stammt. Diese Festlegung kann bei grenzüberschreitenden Behandlungen für Verwirrung sorgen: Manche Länder definieren Mutterschaft nach genetischen Gesichtspunkten, andere – wie Deutschland – nach der Geburt.

Zudem steht jedem Kind das Recht zu, seine genetische Herkunft zu erfahren. Anonyme Spenden, wie sie in einigen anderen Ländern erlaubt sind, widersprechen diesem Prinzip. Dies kann für Eltern in Deutschland zu Problemen führen, wenn sie über eine anonyme Eizellenspende im Ausland Eltern geworden sind und das Kind später Anspruch auf Informationen über die Spenderin erhebt.

Leihmutterschaft und Eizellenspende: Was gilt in Deutschland?

Die Leihmutterschaft ist hierzulande ebenso verboten wie die Eizellenspende. Eine Leihmutter trägt das Kind für ein anderes Paar aus, was in Deutschland aus ethischen und rechtlichen Gründen untersagt ist. Wer diesen Weg dennoch gehen möchte, muss sich an Kliniken und Agenturen im Ausland wenden, etwa in Kalifornien, Griechenland oder der Ukraine.

Spezialiserte Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte können helfen, die Verträge mit den Kliniken und Leihmüttern rechtskonform zu gestalten und später die Anerkennung der Elternschaft in Deutschland zu regeln. Häufig wird eine Adoption oder die Anerkennung ausländischer Gerichtsbeschlüsse notwendig, um die Elternrechte hierzulande rechtskräftig abzusichern.

Medizinische Risiken und Herausforderungen

Eine Eizellenspende ist ein hochsensibles medizinisches Verfahren. Spenderinnen erhalten eine Hormonstimulation, damit mehrere Eizellen gleichzeitig heranreifen. Diese Behandlung kann Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen und Übelkeit verursachen. In seltenen Fällen kann das Ovarielle Hyperstimulationssyndrom (OHSS) entstehen, das zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann.

Auch die Eizellentnahme selbst (Follikelpunktion) birgt Risiken: Zwar ist sie in der Regel minimalinvasiv, dennoch können Blutungen, Infektionen oder Verletzungen benachbarter Organe auftreten. Da es bisher noch keine Langzeitstudien über Spätfolgen gibt, ist eine engmaschige medizinische Begleitung sowohl für Spenderinnen als auch für Empfängerinnen von entscheidender Bedeutung.

Gesundheitsrisiken der Eizellenspende für Spenderinnen

Besonders für die Spenderin kann eine Eizellenspende belastend sein. Die hormonelle Stimulation kann starke körperliche und psychische Auswirkungen haben, wie etwa Gereiztheit, Gewichtsschwankungen oder das erwähnte OHSS. Die Punktion ist zwar Routine, aber nie völlig risikofrei. Infektionen oder Verletzungen lassen sich selten, aber eben nicht vollkommen ausschließen.

Zudem wird immer wieder diskutiert, ob finanzielle Anreize, die Spenderinnen in manchen Ländern erhalten, ethisch vertretbar sind. Kritiker sehen die Gefahr, dass Frauen in prekären Lebenssituationen eher zu einer Spende bereit sind und sich möglichen Risiken aussetzen, ohne sich aller Konsequenzen bewusst zu sein.

Ethische Überlegungen zur Eizellenspende

Die Eizellenspende wirft zahlreiche ethische Fragen auf. Welche Verantwortung tragen Spenderin, Empfängerin und Kliniken gegenüber dem Kind, das auf diese Weise entsteht? Muss das Kind ein Recht haben, seine genetische Herkunft zu erfahren, und wie ist das mit der Anonymität der Spenderin vereinbar?

Kritische Stimmen bemängeln zudem, dass in einigen Ländern eine Kommerzialisierung des Vorgangs stattfindet. Finanzielle Entschädigungen können die Freiwilligkeit verzerren, wenn wirtschaftlich benachteiligte Frauen ihre Eizellen spenden, um sich einen Lebensunterhalt zu sichern. Es besteht daher die Gefahr einer Ausbeutung, die in eine schwierige ethische Grauzone fällt.

Eizellenspende im Ausland: Wo ist es erlaubt?

Aufgrund der deutschen Gesetzeslage suchen viele Paare im Ausland nach einer Eizellenspende. In einigen Ländern ist das Verfahren weniger streng reguliert und daher für ausländische Patientinnen zugänglich. Hier eine Übersicht der gängigen Destinationen:

  • Spanien: Erlaubt anonyme Spenden, mit angemessener Vergütung für die Spenderinnen. Hohe Erfolgsquoten und eine fortschrittliche medizinische Infrastruktur.
  • Tschechische Republik: Anonyme Spenden und relativ niedrige Kosten ziehen viele internationale Paare an.
  • Griechenland: Flexible gesetzliche Bestimmungen, gute medizinische Versorgung und Anonymität der Spenderinnen.
  • Ukraine: Moderate Preise, liberale Gesetzgebung und solide medizinische Standards haben die Ukraine zu einem beliebten Ziel gemacht.
  • USA: Weit verbreitetes, aber nicht anonymes System. Spenderinnen werden bezahlt; die Höhe variiert je nach Bundesstaat.
  • Portugal: Seit 2018 sind anonyme Spenden verboten; Spenderkinder dürfen ab 18 Informationen über die Spenderin erhalten.
  • Bulgarien: Anonyme Spenden sind erlaubt, Spenderinnen dürfen jedoch insgesamt nur fünf Kinder einschl. eigener Kinder haben.
  • Frankreich: Seit 2022 kein anonymes Spendenmodell mehr. Kinder können ab der Volljährigkeit Informationen über die Spenderin einholen.
  • Israel: Ermöglicht anonyme Spenden, kombiniert mit strikten Vorschriften zur Sicherheit der Spenderinnen.
  • Ungarn: Erlaubt nur Spenden von nahen Verwandten – anonyme Eizellenspenden sind ausgeschlossen.
  • Japan: Beibehaltung der Anonymität; eingeschränktes Recht des Kindes auf Informationen.

Kosten und Finanzierung

Da Eizellenspenden in Deutschland nahezu ausgeschlossen sind, entstehen zusätzliche Kosten für Reisen, Unterkunft und die Behandlung selbst, wenn man ins Ausland geht. Diese können stark variieren. Man sollte unbedingt ein Budget einplanen, das mögliche Mehrfachversuche und eventuelle Komplikationen abdeckt. Gesetzliche Krankenkassen in Deutschland beteiligen sich üblicherweise nicht. Bei privaten Versicherungen ist eine vorherige Klärung ratsam.

Die Zukunft der Eizellenspende: Technik und Ausblick

Fortschritte in Genetik und Reproduktionsmedizin könnten die Eizellenspende in Zukunft weiter verbessern. Individuelle medizinische Profile (personalized medicine) ermöglichen womöglich eine noch passgenauere Auswahl von Spenderinnen. Auch neuartige Technologien wie Kryokonservierung oder genetische Tests (PGD/PGS) entwickeln sich rasant und beeinflussen die Erfolgschancen.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie sich diese medizinischen Neuerungen auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen auswirken werden. Ob es perspektivisch eine Lockerung der Eizellenspende in Deutschland gibt, bleibt abzuwarten. Zahlreiche ethische, juristische und gesellschaftliche Faktoren spielen hier hinein.

Erfahrungsberichte und persönliche Perspektiven

Persönliche Einblicke machen oft deutlich, wie bewegend das Thema Eizellenspende sein kann. Zwei anonyme Stimmen illustrieren das:

„Nach vielen erfolglosen Versuchen gab uns die Eizellenspende wieder Hoffnung. Wir haben uns umfassend beraten lassen und sind schließlich ins Ausland gegangen. Heute sind wir Eltern eines gesunden Kindes und dankbar für die Chance, die uns gegeben wurde.“
„Ich hätte nie gedacht, dass die Hormonstimulation so anstrengend sein würde. Dennoch empfinde ich es als sinnvolle Entscheidung, einer anderen Frau damit zu helfen. Man sollte sich aber unbedingt über alle Risiken informieren und psychologisch begleiten lassen.“

Samenspende vs. Eizellenspende

Eine häufige Alternative zur Eizellenspende ist die Samenspende, die in Deutschland legal und etabliert ist. Samenspenden kommen vor allem zum Einsatz, wenn der männliche Partner unfruchtbar ist oder eine alleinstehende Frau ein Kind möchte. Die rechtlichen Hürden sind hierbei geringer, und Betroffene haben Zugang zu einer breiten Auswahl an Spenderprofilen. RattleStork ist eine Samenspende App.

RattleStork.org – die Samenspende App
Abbildung: RattleStork.org – die Samenspende App

Fazit

Die Eizellenspende ist ein komplexes Thema, das medizinische, rechtliche und ethische Aspekte umfasst. Da sie in Deutschland de facto nicht durchführbar ist, weichen viele Betroffene ins Ausland aus – mit allen Chancen und Risiken, die damit verbunden sind. Wer diesen Weg in Betracht zieht, sollte sich umfassend informieren, juristische Beratung in Anspruch nehmen und auch die emotionalen Aspekte nicht ausblenden.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)