In Deutschland nutzen jedes Jahr mehr als zehntausend Menschen eine Samenspende, um ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Moderne Untersuchungen senken das Gesundheitsrisiko deutlich, doch eine Restgefahr besteht immer. Dieser Beitrag zeigt, welche Viren, Bakterien, Parasiten und Erbkrankheiten übertragen werden können – und wie Labor-Screenings das Risiko auf ein Minimum reduzieren.
Warum ein mehrstufiges Screening nötig ist
Krankheitserreger durchlaufen oft eine Fensterperiode: Sie sind schon vorhanden, werden von reinen Antikörpertests aber noch nicht erkannt. Darum empfehlen das Robert-Koch-Institut und die ESHRE, serologische Verfahren mit PCR-Methoden zu kombinieren und Spenderproben vor der Freigabe einige Monate einzulagern.
Viren, die im Ejakulat nachweisbar sind
- HIV – Nachweis durch ELISA und PCR, ergänzt um eine Lagerung der Probe.
- Hepatitis B und C – Antikörper- und Antigentests schützen vor Leberschäden.
- Herpes-Simplex-Viren – PCR auf Typ 1 und Typ 2, Risiko bei symptomfreien Spendern gering.
- Zytomegalievirus – IgG/IgM-Bestimmung, relevant bei Immunschwäche.
- Zika-Virus – RT-PCR und Antikörpertests nach Tropenaufenthalten.
- HTLV I/II – selten, aber Leukämie-assoziiert.
- HPV – PCR auf Hochrisiko-Typen (Krebsprävention).
- West-Nile- und Dengue-Viren – wichtig bei Spendern aus (halb)tropischen Regionen.
- SARS-CoV-2 – wurde zeitweise in Screening-Programme aufgenommen.
Bakterien und Parasiten im Sperma
- Chlamydien – bleiben meist unbemerkt und können unfruchtbar machen.
- Gonorrhö – Nachweis per Abstrich und NAAT oder Kultur.
- Syphilis – serologische TPPA- und VDRL-Tests sind Pflicht.
- Urogenitale Keime wie E. coli und Enterokokken – verursachen Entzündungen.
- Trichomonas vaginalis – mindert nachweislich die Spermaqualität.
- Mykoplasmen / Ureaplasmen – oft symptomlos, führen zu Entzündungen.
Genetische Risiken
- Zystische Fibrose – Analyse des CFTR-Gens
- Tay-Sachs-Krankheit – HEXA-Mutationsnachweis
- Spinale Muskelatrophie – Untersuchung des SMN1-Gens
- Sichelzell- und Thalassämie-Screening – Hämoglobinanalysen
- Fragiles-X-Syndrom – Test auf FMR1-Veränderungen
- Y-Chromosom-Mikrodeletionen – Ursache schwerer Spermienarmut
- Gaucher-Krankheit – relevant bei aschkenasischer Abstammung
- Populationsspezifische Tests, z. B. Fanconi-Anämie oder Morbus Wilson
Welche Krankheiten lassen sich ausschließen?
Durch serologische Verfahren, PCR-Methoden, genetische Panels und eine mehrmonatige Quarantäne erkennt das Labor praktisch alle relevanten Viren, Bakterien, Parasiten und Erbkrankheiten. Das Restrisiko sinkt so auf ein äußerst niedriges Niveau.
So läuft das Screening ab
- Anamnese – ausführlicher Gesundheitsfragebogen und Beratung.
- Labortests – Kombination aus Antikörper-, Antigen- und PCR-Nachweisen.
- Genetisches Panel – Untersuchung häufiger Erbkrankheiten.
- Quarantäne – Einlagerung der Probe für mindestens drei Monate.
- Retest – Kontrolle auf neu aufgetretene Infektionen vor Freigabe.
Private Spende oder Samenbank?
Öffentliche Samenbanken garantieren mit gesetzlich vorgeschriebenen Tests, Quarantäne und Spenderregister maximale Sicherheit. Eine private Spende ist persönlicher und meist günstiger, verlangt aber individuelle Absprachen zu Tests und rechtlichen Fragen.

Fazit
Eine Samenspende eröffnet vielen Menschen den Weg zur eigenen Familie. Voraussetzung ist ein vollständiges Screening nach den Empfehlungen von RKI und ESHRE. Nur so lassen sich Infektionen und erbliche Risiken nahezu ausschließen. Informieren Sie sich gründlich, vertrauen Sie auf seriöse Einrichtungen oder Plattformen – und legen Sie damit das Fundament für einen sicheren und verantwortungsvollen Start ins Familienleben.