Übertragbare Krankheiten bei der Samenspende: Viren, Bakterien und genetische Risiken

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Zappelphilipp Marx
Labormitarbeiter untersucht eine Samenprobe im mikrobiologischen Labor

Jedes Jahr nutzen in Deutschland viele Menschen Samenspenden. Laborscreenings reduzieren Ansteckungs- und Erbrisiken auf ein sehr niedriges Niveau, ganz ausschließen lassen sie sich jedoch nie. Hier erfährst du, welche Erreger und genetischen Varianten relevant sind, wie seriöse Samenbanken prüfen, und worauf du bei privaten Spenden achten solltest. Weiterführend: RKI, ESHRE-Empfehlungen, CDC zu STI, EU-Richtlinie Gewebe und Zellen.

Warum ein mehrstufiges Screening unverzichtbar ist

Viele Erreger haben eine Fensterperiode: Kurz nach einer Ansteckung erkennt ein Antikörpertest noch nichts, während PCR/NAT bereits anschlagen kann. Deshalb kombinieren seriöse Programme Anamnese, serologische Tests, PCR/NAT und eine zeitversetzte Freigabe nach erneuter Testung (häufig 90–180 Tage). So sinkt das Restrisiko spürbar. Diese Logik folgt den Rahmenempfehlungen von ESHRE und öffentlichen Gesundheitsbehörden wie RKI.

Viren, die im Ejakulat nachweisbar sein können

  • HIV – Antigen/Antikörper-Kombitest plus PCR/NAT; Freigabe erst nach zweiter Blutprobe.
  • Hepatitis B und C – HBsAg, Anti-HBc, Anti-HCV und HCV-NAT; chronische Infektionen müssen sicher ausgeschlossen werden.
  • CMV – IgG/IgM und bei Bedarf PCR; relevant in der Schwangerschaft.
  • HTLV I/II – selten, wird in vielen Programmen erfasst.
  • HSV-1/2 – klinische Anamnese, bei Verdacht PCR.
  • HPV – PCR auf Hochrisikotypen; positive Proben werden verworfen.
  • Zika, Dengue, West-Nil – Reiseanamnese, ggf. RT-PCR und Deferral nach Aufenthalten in Endemiegebieten.
  • SARS-CoV-2 – heute vor allem Anamnese und Symptomcheck; Programmpflicht variiert.

Bakterien und Parasiten im Kontext Samenspende

  • Chlamydia trachomatis – häufig asymptomatisch; NAAT aus Urin/Abstrich.
  • Neisseria gonorrhoeae – NAAT oder Kultur mit Resistenztestung.
  • Treponema pallidum (Syphilis) – TPPA/TPHA und Aktivitätsmarker (z. B. VDRL/RPR).
  • Trichomonas vaginalis – NAAT; kann Spermienfunktion mindern.
  • Ureaplasmen/Mykoplasmen – bei Befund gezielt behandeln.
  • Uropathogene Keime (z. B. E. coli, Enterokokken) – Kultur bei Verdacht, problematische Stämme werden ausgeschlossen.

Genetische Risiken: was heute Standard ist

  • Zystische Fibrose (CFTR)
  • Spinale Muskelatrophie (SMN1)
  • Hämoglobinopathien (Sichelzell, Thalassämien)
  • Fragiles X (FMR1) je nach Vorgeschichte
  • Y-Chromosom-Mikrodeletionen bei starker Oligo/Azoospermie
  • Populationsspezifische Panels (z. B. Gaucher, Tay-Sachs)

Erweitertes Testen richtet sich nach Familienanamnese und Herkunft. ESHRE empfiehlt, Indikationsbereiche transparent zu definieren.

Risikomatrix: Pathogen, Test, Fensterperiode, Freigabe

ErregerPrimärtestFensterperiodeTypische FreigabeBemerkung
HIVAg/Ab-Kombi + PCR/NATTage bis wenige WochenNach Retest (90–180 Tage)NAT verkürzt Unsicherheit
HBV/HCVHBsAg, Anti-HBc, Anti-HCV, HCV-NATWochenNach RetestHBV-Impfstatus prüfen
SyphilisTPPA/TPHA + Aktivitätsmarker2–6 WochenNur bei kompletter Serologie negativTherapie → Deferral bis Ausheilung
Chlamydien/GonorrhöNAAT (Urin/Abstrich)TageBei NegativbefundPositiv → Therapie, Kontrolltest
CMVIgG/IgM ± PCRWochenBankabhängigRelevanz in der Schwangerschaft
Zika/West-NilRT-PCR + ReiseanamneseWochenDeferral nach Reise/InfektEndemiegebiete beachten

Konkrete Fristen variieren je Labor und nationalen Vorgaben. Orientierung geben ESHRE, RKI und die EU-Geweberichtlinien.

So läuft das Screening ab

  1. Anamnese und Risikobewertung – Fragebogen, Reise- und Sexualanamnese.
  2. Labortests – Kombination aus Antikörper/Antigen und PCR/NAT.
  3. Genetisches Panel – gemäß Richtlinien und Vorgeschichte.
  4. Quarantäne – Einfrieren und zeitversetzte Freigabe nach Retest.
  5. Endfreigabe – nur bei komplett unauffälligen Ergebnissen.

Private Samenspende: so bleibst du sicher

  • Aktuelle schriftliche Testnachweise beider Seiten (HIV, HBV/HCV, Syphilis, Chlamydien/Gonorrhö; je nach Lage CMV, Trichomonas).
  • Kein ungeschützter Sex mit Dritten in der Fensterperiode nach Tests.
  • Nur sterile Einwegbehälter, saubere Unterlage, Hände waschen; keine Probenmischung.
  • Dokumentation von Datum, Uhrzeit, Testbefunden; Absprachen schriftlich festhalten.
  • Bei Symptomen wie Fieber, Ausschlag, Ausfluss Spende verschieben und medizinisch klären.

Medizinischer Hintergrund zur STI-Prävention: CDC und RKI bieten laienverständliche Übersichten.

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RattleStork hilft dir, eine private Samenspende verantwortungsvoll zu planen. Du kannst Testnachweise sicher austauschen, Erinnerungen für Retests setzen, Einwegmaterial-Checklisten nutzen und individuelle Einverständnisse dokumentieren. Unsere Praxis-Checkliste führt durch Vorbereitung, saubere Entnahme und Übergabe. So bleibt die Spende planbar und transparent – ohne auf Sicherheitsstandards zu verzichten.

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Recht und Standards (Deutschland/Europa)

In Deutschland richten sich Entnahme, Testung und Abgabe von Spendergameten nach EU-Recht (Richtlinie 2004/23/EG und Durchführungsrichtlinien) und nationalen Regelungen. Orientierung liefern das RKI für Infektionsschutz, ESHRE für Fachstandards und die EU-Vorgaben für Gewebeeinrichtungen. Viele Banken begrenzen zusätzlich die Kinderzahl pro Spender und führen Register.

Fazit

Seriöse Samenbanken kombinieren Anamnese, serologische Tests, PCR/NAT, Quarantäne und Retests. Damit werden Infektionen und genetische Risiken sehr selten. Bei privaten Spenden sind dieselben Prinzipien entscheidend: aktuelle Tests, Fensterperioden beachten, Hygiene, Dokumentation und klare Absprachen. RattleStork bietet dabei strukturierte Unterstützung – für eine sichere, verantwortungsvolle Samenspende.

Haftungsausschluss: Inhalte auf RattleStork dienen ausschließlich allgemeinen Informations- und Bildungszwecken. Sie stellen keine medizinische, rechtliche oder sonstige fachliche Beratung dar; es wird kein bestimmter Erfolg garantiert. Die Nutzung der Informationen erfolgt auf eigene Gefahr. Einzelheiten finden Sie in unserem vollständigen Haftungsausschluss.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Durch kombinierte Tests und zeitversetzte Freigabe ist das Risiko sehr gering, ausgeschlossen ist es nie.

HIV, Hepatitis B und C, Syphilis, Chlamydien und Gonorrhö sowie je nach Programm CMV, HTLV, HPV und ein genetisches Basispanel.

Die Quarantäne überbrückt die Fensterperiode zwischen Ansteckung und Nachweisbarkeit und senkt das Restrisiko.

Nach erfolgreicher Therapie und negativen Kontrolltests ist das oft möglich, die Einrichtung entscheidet im Einzelfall.

Nach Reisen in Risikogebiete gelten Wartezeiten und gegebenenfalls PCR Tests, bis eine Freigabe möglich ist.

Die Impfung reduziert das Risiko vieler Hochrisiko Typen, ersetzt aber keine Laborprüfung und Freigabeprozesse.

Ohne standardisierte Tests, Quarantäne und Dokumentation ist das Risiko höher, strikte Eigenkontrollen sind nötig.

Zystische Fibrose, spinale Muskelatrophie, Hämoglobinopathien und je nach Vorgeschichte weitere Panels wie Fragiles X.

Bei positiven Kulturen erfolgt eine Resistenztestung, problematische Stämme werden konsequent ausgeschlossen.

Die Aufbereitung reduziert Zelllast, ersetzt aber keine negativen Tests und ist allein kein Sicherheitsnachweis.

In regelmäßigen Intervallen und zusätzlich vor jeder Freigabe, die genauen Abstände legt die Einrichtung fest.

Das erhöht das Risiko einer unentdeckten Neuinfektion und gefährdet die Freigabe, daher wird davon abgeraten.

Ein vollständiger Impfschutz ist sinnvoll und wird berücksichtigt, die Laborprüfung bleibt trotzdem verpflichtend.

In flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad bleibt die Qualität über viele Jahre stabil, eine feste Ablaufzeit gibt es praktisch nicht.

Ja, beide Seiten sollten aktuelle Befunde vorlegen und die Fensterperiode einhalten, sonst steigt das Risiko deutlich.

Du kannst Testergebnisse austauschen, Retests planen, Einwegmaterial abhaken und Einverständnisse schriftlich festhalten, sodass Ablauf und Nachweise jederzeit klar sind.