Übertragbare Krankheiten bei der Samenspende

Bild des Autorsgeschrieben von Philomena Marx21. Januar 2024
Übertragbare Krankheiten bei der Samenspende

Die Samenspende ermöglicht vielen Menschen, ihren Kinderwunsch zu verwirklichen – sei es alleinstehenden Frauen, lesbischen Paaren oder heterosexuellen Paaren mit männlicher Unfruchtbarkeit. Damit dieser Schritt sicher und verantwortungsbewusst erfolgen kann, ist es ratsam, sich frühzeitig über mögliche Risiken wie übertragbare Krankheiten und genetische Faktoren zu informieren. Nur so lassen sich fundierte Entscheidungen treffen und der Wunsch nach einem Kind in einem geschützten Rahmen realisieren.

Virale Infektionen

Auch ohne direkten Geschlechtsverkehr können virale Erreger über Samenzellen übertragen werden. Dank moderner Technik und umfangreicher Screening-Standards ist dieses Risiko zwar gering, jedoch nicht völlig auszuschließen. Zu den häufigsten Viruserkrankungen im Kontext von Samenspenden zählen:

  • HIV (Humanes Immundefizienz-Virus): HIV kann unbehandelt zu Aids führen und wird hauptsächlich über Blut oder sexuelle Kontakte übertragen. Staatlich regulierte Samenbanken testen alle Spender auf HIV und setzen in der Regel eine Quarantänezeit ein.
  • Hepatitis B und C: Beide Virustypen sind hochansteckend und können durch Blut, Samenflüssigkeit und andere Körperflüssigkeiten übertragen werden. Frühe Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um Leberschäden wie beispielsweise Leberzirrhose vorzubeugen.
  • Herpes-simplex-Viren (HSV): Sowohl Typ I (Lippenherpes) als auch Typ II (Genitalherpes) können theoretisch über das Ejakulat übertragen werden. Das Risiko steigt erheblich bei offenen Herpesläsionen.
  • Zytomegalievirus (CMV): CMV ist weit verbreitet und verläuft meist symptomlos. Allerdings kann es für immungeschwächte Personen und während der Schwangerschaft Probleme verursachen. Viele Samenbanken testen daher routinemäßig auf CMV.
  • Zika-Virus: Dieses Virus kommt vermehrt in tropischen Regionen vor und kann sich wochen- bis monatelang im Ejakulat halten. Personen aus Risikogebieten werden üblicherweise zusätzlich getestet oder vorübergehend von Spenden ausgeschlossen.
  • HTLV (Humanes T-Zell-Lymphotropes Virus): Diese Virengruppe ist seltener, kann jedoch Leukämien oder Lymphome begünstigen. Seriöse Samenbanken führen daher auch HTLV-Tests durch.

Bakterielle Infektionen: Chlamydien, Gonorrhö, Syphilis & mehr

Übertragbare Krankheiten sind jedoch nicht auf Viren beschränkt. Auch bakterielle Infektionen können in der Samenflüssigkeit vorhanden sein und somit potenziell weitergegeben werden. Wichtige Beispiele sind:

  • Chlamydien: Eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen, die häufig unbemerkt verläuft. Unbehandelt kann sie allerdings zu Unfruchtbarkeit führen.
  • Gonorrhö (Tripper): Verursacht durch Neisseria gonorrhoeae. Auch hier kann eine Übertragung über Ejakulat erfolgen, selbst wenn keine sichtbaren Symptome wie Ausfluss vorliegen.
  • Syphilis: Ausgelöst durch Treponema pallidum. Unbehandelt kann Syphilis zu schweren Organschäden führen. Deswegen ist die Testung darauf in vielen Einrichtungen verpflichtend.
  • Weitere bakterielle Infektionen: Unspezifische Entzündungen der Prostata oder Harnwege können Bakterien in das Ejakulat freisetzen. Eine urologische Untersuchung kann helfen, solche Ursachen frühzeitig zu identifizieren.

Genetische Risiken: Erbkrankheiten im Blick behalten

Neben Infektionsgefahren sollten angehende Eltern auch mögliche genetische Risiken berücksichtigen, da bestimmte Erbkrankheiten über die Samenspende weitergegeben werden können. Häufig umfasst ein präventives Screening bereits diverse Gentests. Beispiele für relevante Erbkrankheiten sind:

  • Zystische Fibrose (CF): Eine Störung, die Lunge und Verdauungsorgane betrifft und durch Mutationen im CFTR-Gen verursacht wird.
  • Sichelzellenanämie und Thalassämie: Beide Erkrankungen verändern die Struktur des Hämoglobins im Blut (Hämoglobinopathien).
  • Spinale Muskelatrophie (SMA): Eine fortschreitende neurologische Störung, bei der Veränderungen im SMN1-Gen zum Abbau von Motoneuronen führen.
  • Tay-Sachs-Krankheit: Eine seltene, neurodegenerative Störung, ausgelöst durch eine Mutation im HEXA-Gen.
  • Fragiles-X-Syndrom: Die häufigste erbliche Form geistiger Beeinträchtigungen, bedingt durch Veränderungen im FMR1-Gen.

Private Samenspende oder Samenbank: Was ist sicherer?

Wer sich für eine Samenspende entscheidet, steht oft vor der Frage, ob er einen privaten Spender oder eine Samenbank wählen sollte. Beide Optionen haben eigene Vor- und Nachteile.

Samenbank

Samenbanken führen strenge Screenings mit mehrstufigen Tests und Quarantänephasen durch. Auch genetische Checks sind dabei häufig Teil des Prozesses. In einigen Ländern, wie beispielsweise Deutschland, gibt es zudem ein Samenspenderregister, das Kindern später ein Recht auf Kenntnis ihrer biologischen Abstammung einräumt. Rechtliche und medizinische Abläufe sind durchweg geregelt, was ein hohes Maß an Sicherheit garantiert.

Private Spende

Eine private Spende kann mitunter kostengünstiger oder persönlicher sein. Allerdings sind Gesundheitsnachweise oft schwieriger zu beschaffen, und es fehlen die strukturierte Quarantäne und die mehrstufigen Kontrollen. Rechtliche Fragen – etwa zu Sorgerecht und Unterhalt – können zusätzlich komplex sein. Wer sich für eine private Spende entscheidet, sollte daher besonderen Wert auf aktuelle medizinische Dokumente legen und rechtliche Aspekte frühzeitig klären.

Screening-Verfahren bei staatlich regulierten Samenbanken

In vielen Ländern unterliegen Samenbanken einer staatlichen Regulierung mit klar definierten rechtlichen und medizinischen Vorgaben. Diese Richtlinien dienen dazu, sowohl Empfängerinnen als auch Spender bestmöglich zu schützen und eine verantwortungsvolle Verwendung der Samenspende sicherzustellen. In der Regel beinhalten diese Richtlinien Folgendes:

  • Medizinische Anamnese: Umfassende Befragung des Spenders zu seiner Gesundheits- und Familiengeschichte.
  • Bluttests: Untersuchung auf Infektionskrankheiten wie HIV, Hepatitis B, Hepatitis C und Syphilis sowie weitere Krankheitserreger, die je nach Region relevant sind.
  • Abstriche: Tests auf sexuell übertragbare Infektionen wie Gonorrhö oder Chlamydien.
  • Zusätzliche Tests: Auf Basis von Risikofaktoren, Herkunft oder Aufenthaltsort des Spenders können weitere Untersuchungen (z. B. auf Zika-Virus oder HTLV) erforderlich sein.
  • Quarantänezeit: Die Samenzellen werden oft eingefroren und mehrere Monate gelagert. Im Anschluss wird der Spender erneut getestet, um frische Infektionen ausschließen zu können, die zuvor noch nicht nachweisbar waren.

Diese Maßnahmen können das Restrisiko einer Krankheitsübertragung erheblich verringern, auch wenn es nie vollständig ausgeschlossen werden kann. Wichtig ist daher, dass Personen mit Kinderwunsch alle offenen Fragen frühzeitig mit Fachleuten besprechen und gegebenenfalls rechtlichen oder medizinischen Rat einholen.

Fazit

Die Samenspende bietet viele Chancen, geht aber auch mit einer gewissen Verantwortung einher. Wer sich frühzeitig über Screenings, gesetzliche Rahmenbedingungen und genetische Risiken informiert, legt den Grundstein für eine möglichst sichere Spende und verringert Unsicherheiten im weiteren Verlauf. Neben einem verantwortungsvollen medizinischen Vorgehen sollte auch der offene Austausch mit allen beteiligten Personen nicht vernachlässigt werden. So kann die Samenspende zu einer sinnvollen und vertrauenswürdigen Option auf dem Weg zur eigenen Familie werden.