Der Beginn der Menopause ist überwiegend genetisch geprägt. Große Kohortenstudien zeigen zugleich: Bestimmte Gewohnheiten können eine verfrühte Menopause verhindern und den Übergang realistisch um Monate bis wenige Jahre nach hinten schieben. Dieser Leitfaden trennt belastbare Evidenz von Mythen und fasst praxisnahe Empfehlungen zusammen – mit Bezug auf NHS, NICE sowie Publikationen in PLoS Medicine, JAMA und dem Journal of Epidemiology & Community Health.
Was bestimmt den Zeitpunkt?
Von Menopause spricht man rückblickend, wenn zwölf Monate keine Blutung aufgetreten ist. In Europa liegt das mittlere Alter um 51 Jahre. Die stärksten Treiber sind Gene. Umwelt und Verhalten wirken moderierend – vor allem, indem sie Risikofaktoren für eine frühe Menopause reduzieren. Basisinfos stellt die NHS bereit.
Was wirklich verschiebt (konsistente Evidenz)
Nichtrauchen
Rauchen ist der klarste Faktor für ein früheres Einsetzen. Der Zusammenhang ist dosisabhängig; ein früher Rauchstopp senkt das Risiko deutlich. Siehe Meta-Analyse in PLoS Medicine.
Kontakt mit Schadstoffen senken
Endokrine Disruptoren wie BPA werden mit einem früheren Beginn assoziiert. Praktisch heißt das: BPA-freie Behälter, Glas oder Edelstahl für heiße Speisen, regelmäßig lüften und Staub binden. Die Evidenz ist überwiegend beobachtend, aber konsistent.
Schwangerschaften und Stillen
Mehrere Geburten und Stillen stehen mit einem geringeren Risiko für frühe Menopause in Zusammenhang; der Effekt auf das Medianalter ist moderat. Daten u. a. aus der Nurses’ Health Study II (JAMA Network Open).
Ernährung: Muster und Evidenz
Es gibt keine „Anti-Menopause-Diät“. In einer großen britischen Kohorte zeigten sich folgende Zusammenhänge:
- Tendenziell später: häufiger Verzehr von fettem Seefisch (z. B. Lachs, Makrele) und frischen Hülsenfrüchten (Linsen, Bohnen).
- Tendenziell früher: hoher Anteil an stark raffinierten Kohlenhydraten (weißer Reis, helle Pasta). Quelle: UK Women’s Cohort Study (J Epidemiol Community Health).
Phytoöstrogene (Soja, Rotklee): können Hitzewallungen lindern, verschieben den Zeitpunkt jedoch nicht zuverlässig (Cochrane- und weitere Übersichten).
Bewegung, Schlaf und Stress
Regelmäßige Bewegung, gute Schlafhygiene und geübte Stressregulation stabilisieren Stoffwechsel und Hormonachsen. Der Zeitpunkt der Menopause ändert sich dadurch meist nur wenig, Beschwerden, Schlaf und Herz-Kreislauf-Risiko profitieren jedoch klar – im Einklang mit NICE.
- Ausdauer: rund 150 Minuten pro Woche in moderater Intensität
- Kraft: zwei Einheiten pro Woche für große Muskelgruppen
- Schlaf: regelmäßige Zeiten, dunkler kühler Raum, Abendroutine
- Stress: Atemübungen, Meditation, Yoga, ggf. kognitive Verfahren
Übersicht: Hebel und Effektstärke
| Hebel | Evidenz | Typischer Effekt | Praxis-Tipp |
|---|---|---|---|
| Rauchstopp | stark (Meta-Analysen) | verhindert verfrühte Menopause, Effekt Monate bis Jahre | früh aussteigen, Rückfallprophylaxe planen; PLoS Medicine verlinkt im Text |
| Weniger endokrine Disruptoren | mittel (assoziativ) | senkt Risiko für früheren Beginn | BPA-frei, Glas/Edelstahl, häufig feucht wischen und lüften |
| Ernährungsmuster | mittel (Kohorten) | Fisch und Hülsenfrüchte später; raffinierte Kohlenhydrate früher | zwei Fischmahlzeiten pro Woche, Hülsenfrüchte drei- bis viermal pro Woche |
| Schwangerschaften/Stillen | mittel (große Kohorten) | geringeres Risiko für frühe Menopause | Effekt moderat, individuelle Faktoren beachten |
| Bewegung, Schlaf, Stress | Konsens/Leitlinien | Timing kaum, Beschwerden deutlich besser | Ausdauer plus Kraft, Schlafroutine, Stresswerkzeuge etablieren |
Was nicht verzögert (aber Symptome lindern kann)
- Hormontherapie (HRT): lindert Beschwerden, verändert den biologischen Zeitpunkt nicht. Klarstellung in NICE NG23.
- Antibabypille: überdeckt Blutungen, verschiebt das Menopausealter nicht.
- „Detox“-Kuren oder Wundermittel: keine belastbare Evidenz für eine Verzögerung.
- Einzelne Vitamine/Supplements: Vitamin D und Kalzium sind für Knochen sinnvoll, verschieben den Zeitpunkt aber nicht.
Experimentelle Ansätze: Stand der Dinge
Ovariales PRP („Rejuvenation“) und Transplantation von eigenem Ovargewebe sind Gegenstand der Forschung. Verlässliche, langfristige Daten für eine gezielte Verzögerung bei Gesunden fehlen. Eine Anwendung außerhalb klarer medizinischer Indikationen sollte nur in Studien und nach ausführlicher Aufklärung erwogen werden.
Wann zur Ärztin/zum Arzt
Typische Zeichen der Perimenopause sind unregelmäßige Blutungen, Hitzewallungen, Nachtschweiß, Schlafstörungen und Stimmungstiefs. Ärztlich abklären bei Blutungen nach zwölf Monaten ohne Periode, bei sehr früher Menopause (unter 40 Jahren), bei starken Beschwerden oder Unsicherheit zu Therapieoptionen. Weiterführende Empfehlungen: NICE und NHS.
Fazit
Die Menopause lässt sich nicht komplett steuern. Realistische Hebel zur Verzögerung sind: nicht rauchen, Schadstoffe meiden, mediterran geprägte Kost mit Fisch und Hülsenfrüchten sowie ein stabiler Lebensrhythmus mit Bewegung, gutem Schlaf und aktivem Stressmanagement. HRT, Antibabypille oder Einzelpräparate verändern den Zeitpunkt nicht – sie lindern vor allem Beschwerden. Setze auf die starken, belegten Hebel und triff Entscheidungen gemeinsam mit deiner Gynäkologin.

