Private Samenspende ist eine flexible und oft kostengünstige Option. Damit sie sicher gelingt, braucht es aktuelle Tests, klare Rollen, saubere Technik, dokumentierte Übergaben und eine ehrliche Kommunikation. Dieser Leitfaden bündelt Best Practices für Deutschland zu Ablauf, Sicherheit, Kosten und Recht.
Was ist private Samenspende?
Der Spender übergibt sein Ejakulat direkt an die Empfängerin. Die Insemination erfolgt zu Hause per ICI/IVI oder ärztlich per IUI. Kryokonservierung ist möglich, aber nicht zwingend. Private Spenden fallen nicht unter das staatliche Samenspenderregister; sorgfältige Eigendokumentation ist deshalb zentral (BfArM: Samenspenderregister).
Vorteile & Grenzen
- Vorteile: frische Probe, individuelle Absprachen, Zeit- und Kostenkontrolle, persönlicher Kontakt.
- Grenzen: mehr Eigenverantwortung bei Tests, Hygiene, Recht und Dokumentation; kein zentrales Register; potenzielle Konflikte ohne klare Verträge.
Erfolgsraten
Bei gutem Timing und passenden Voraussetzungen liegen die erzielbaren Raten pro Zyklus häufig bei etwa 5–15 % für ICI/IVI. IUI in einer Praxis kann etwas höhere Werte erreichen. Alter, Zyklusqualität und Samenparameter sind entscheidend (NHS: Fertility basics).
Ablauf Schritt für Schritt
- Seriöser Kontakt: verifizierte Profile, klare Erwartungen, Kommunikation ohne Druck.
- Aktuelle Nachweise: HIV, Hepatitis B/C, Syphilis, Chlamydien, Gonorrhö; ggf. weitere Tests je Risiko. Spermiogramm nach WHO-Standard (WHO-Laborhandbuch).
- Rollen & Vertrag: notarielle Beurkundung der Absprachen; Verträge ersetzen keine Kindrechte.
- Übergabe: sterile Einwegbecher, nachvollziehbare Übergabebestätigung.
- Transport: körpernah warm, vor Hitze/Kälte/Austrocknung schützen.
- Insemination: ICI/IVI zu Hause mit sauberer Technik oder IUI in einer Praxis.
- Dokumentation: Datum, Uhrzeit, Beteiligte, Test-IDs/Datum, Bestätigung der Freiwilligkeit.
Übergabe & Transport
Frische Proben sollten möglichst binnen 30–60 Minuten verwendet werden. Transport am Körper (z. B. Innentasche) stabilisiert die Temperatur. Direktes Sonnenlicht, Hitze, Kälte und Schütteln vermeiden. Der Becher bleibt verschlossen, trocken und sauber.
Material & Hygiene
- Sterile Einwegbecher und Einmalpipetten verwenden; Innenflächen nicht berühren.
- Hände waschen, Arbeitsfläche reinigen, zügig und konzentriert arbeiten.
- Keine Gleitmittel mit Spermiziden oder irritierenden Zusätzen.
- Einwegmaterial nach der Anwendung sicher entsorgen.
Timing & Praxis
- Insemination meist 12–24 Stunden nach positivem LH-Test; bei IUI ist das Fenster oft länger (NHS: Ovulation).
- Abstinenz von 2–5 Tagen kann die Ejakulatqualität verbessern.
- Nach ICI 15–20 Minuten entspannt liegen; Stress vermeiden.
Kosten im Detail
| Kostenposten | Richtwerte (privat) | Hinweis |
|---|---|---|
| STI-Tests | 80–150 € | Regelmäßig erneuern; Datum dokumentieren. |
| Spermiogramm | 0–120 € | Nach WHO-Standard; Befund beilegen. |
| Notarvertrag | 200–400 € | Klarheit zu Rollen und Erwartungen. |
| Material | bis 30 € | Sterile Becher, Einwegpipetten, Tests. |
| IUI (optional) | 250–450 € | In der Praxis; sterile Bedingungen. |
Privat vs. Samenbank
| Kriterium | Private Samenspende | Samenbank |
|---|---|---|
| Kosten | variabel; tendenziell niedriger pro Zyklus | Probe teurer, dafür standardisiert |
| Dokumentation | Eigenverantwortung, kein Register | Registererfassung bei klinischer Spende |
| Probe | frisch, keine Auftauverluste | kryokonserviert, sehr planbar |
| Kindrechte | keine automatische Registerauskunft | Auskunft für Volljährige über Register (BfArM) |
Sicherheit & Tests
Aktuelle Laborbefunde reduzieren Infektionsrisiken. Verlässliche Orientierung bieten das WHO-Laborhandbuch, Hinweise des RKI zum Infektionsschutz sowie NHS-Ratgeber zur sexuellen Gesundheit (WHO, RKI, NHS Sexual Health).
Rechtliche Grundlagen (DE)
Abstammung & Vaterschaft
Rechtlicher Vater ist der Ehemann der Mutter, der Mann mit wirksamer Anerkennung oder der gerichtlich Festgestellte. Der private Spender ist nicht automatisch Vater (§ 1592 BGB, § 1594 BGB, § 1600d BGB).
Register & Auskunft
Das Samenspenderregistergesetz gilt für ärztlich unterstützte Spenden; Volljährige erhalten dort Auskunft. Private Spenden werden nicht erfasst, daher ist gute Eigendokumentation wichtig (SaRegG, BfArM, Informationsportal Kinderwunsch).
Verträge
Ein notarieller Vertrag schafft Klarheit zu Rollen, Informationswegen und Erwartungen. Er ersetzt keine gesetzlichen Kindrechte und kann zwingende Regeln des Abstammungsrechts nicht abbedingen; juristische Beratung ist sinnvoll.
Dokumentation & Datenschutz
- Alle Tests mit Datum, Labor und Ergebnis in Kopie ablegen.
- Übergaben mit Ort, Datum, Uhrzeit und Beteiligten kurz bestätigen.
- Absprachen sachlich festhalten; Änderungen nachvollziehbar dokumentieren.
- Gesundheitsdaten vertraulich behandeln und sicher speichern.
Rollen & Erwartungen
Klären Sie vorab, ob der Spender anonym bleiben, bekannt sein, späteren Kontakt wünschen oder Co-Parenting erwägen möchte. Schriftliche, realistische Erwartungen verhindern Konflikte.
Ethik & Offenheit
Offene Kommunikation mit dem Kind gilt vielen Fachstellen als hilfreich. Frühe, altersgerechte Information fördert Vertrauen. Beratungsangebote unterstützen beim passenden Wording.
Typische Fallstricke
- Unvollständige oder veraltete Tests.
- Nur mündliche Absprachen statt klarer Verträge.
- Unsicherer Transport oder unsteriles Material.
- Unklare Rollen, verdeckte Erwartungen, fehlende Dokumentation.
RattleStork – Planung und Austausch rund um private Samenspende
RattleStork unterstützt Menschen, die Familiengründung verantwortungsvoll planen möchten. Die Plattform bietet verifizierte Profile, sicheren Austausch und hilfreiche Werkzeuge für die persönliche Organisation – etwa Terminnotizen, Zyklus- und Timing-Einträge sowie private Checklisten. RattleStork erbringt keine medizinische Beratung und ersetzt keine Rechtsberatung, hilft aber dabei, Informationen zu bündeln und passende Kontakte zu finden.

Wann zur Ärztin/zum Arzt?
- ausstehende oder unklare Testergebnisse
- Kinderwunsch > 12 Monate (unter 35), > 6 Monate (ab 35)
- bekannte Zyklusstörungen, Endometriose, PCOS, eingeschränkte Samenqualität
- wiederholte Fehlversuche trotz gutem Timing
Fazit
Private Samenspende kann gut funktionieren, wenn Medizin, Hygiene, Dokumentation und Recht zusammenspielen. Wer Nachweise aktuell hält, Rollen klärt und das Timing beherrscht, erhöht Sicherheit und Erfolg – fair, transparent und verantwortungsvoll.

