Präimplantationsdiagnostik erlaubt es, Embryonen vor dem Einsetzen in die Gebärmutter genetisch zu prüfen. Für Paare mit hohem Risiko schwerer Erbkrankheiten oder wiederholter Fehlgeburten kann das die Chance auf ein gesundes Kind deutlich erhöhen. In Deutschland sorgt ein strenger Rechtsrahmen dafür, dass die Behandlung unter hohen medizinischen Qualitätsstandards erfolgt.
Kurz-Glossar
- PID / PGD – genetische Analyse einzelner Embryozellen vor dem Transfer.
- PGT-M – Test auf monogene Erbkrankheiten (z. B. Mukoviszidose).
- PGT-A – Test auf Anomalien der Chromosomenzahl (Aneuploidien).
- niPGT-A – nicht-invasiver Ansatz, bei dem freie DNA aus der Kulturflüssigkeit untersucht wird.
Für wen ist PID sinnvoll?
- Nachgewiesene Genmutation mit mindestens 25 % Vererbungsrisiko
- Ausgeprägte Chromosomen-Balancestörungen, etwa Translokationen
- Mehrere ungeklärte Fehlgeburten trotz Kinderwunschbehandlung
- Elterliches Alter über 37 Jahre und Wunsch nach PGT-A zur Fehlgeburtsreduktion
Ablauf in sechs Schritten
- Hormonstimulation – 8–12 Tage Stimulation der Eierstöcke
- Eizellentnahme – transvaginal, meist unter Kurznarkose
- In-Vitro-Befruchtung (IVF oder ICSI)
- Embryokultur und Biopsie – Tag 5, Entnahme von fünf bis zehn Zellen Bei niPGT-A wird stattdessen freie DNA aus dem Kulturmedium analysiert.
- Genanalyse per Next-Generation-Sequencing, Ergebnis nach 24–48 Stunden
- Transfer oder Kryokonservierung genetisch unauffälliger Embryonen
Technologische Trends 2025
- niPGT-A – weniger Biopsiestress bei vergleichbarer Aussagekraft
- Künstliche Intelligenz mit Time-Lapse-Imaging – Algorithmen bewerten Teilungsmuster und verknüpfen sie mit Gen-Scores
- eSET 2.0 – Einzel-Embryotransfer plus PGT-A senkt Mehrlingsrisiken ohne Erfolgsverlust
Gesetzliche Lage in Deutschland
- Genehmigung durch eine interdisziplinäre Ethikkommission
- Nachweis eines hohen Risikos für schwere genetische Schäden oder Totgeburt
- Durchführung nur in Zentren mit Registrierung beim Paul-Ehrlich-Institut
Eine Gesetzesnovelle verlängert die Frist für die verpflichtende Spenderdatenerfassung bis 1. April 2025.
Kosten in Deutschland 2025
- Fixkosten
- Ethikkommission und Antrag: 1 500 – 4 000 €
- Labor und Genanalyse (PGT-M / PGT-A): 3 000 – 4 500 €
- Klinikleistungen
- Hormonstimulation und Eizellentnahme: 3 500 – 4 500 €
- Kryokonservierung pro Jahr: 300 – 600 €
- Optionale Zusatzleistungen
- niPGT-A-Upgrade: 800 – 1 200 €
- Time-Lapse-Imaging: 400 – 600 €
Gesetzliche Krankenkassen beteiligen sich nur, wenn zusätzlich eine behandlungsbedürftige Unfruchtbarkeit vorliegt. Private Versicherungen können bis zu 100 % erstatten, verlangen jedoch eine schriftliche Zusage.
Erfolgschancen und Risiken
Aktuelle Registerdaten zeigen Live-Birth-Raten von rund 25 % pro frischem Embryotransfer in Deutschland und vergleichbaren europäischen Ländern; bei Frauen unter 35 Jahren liegen die Werte bei etwa 40 % (HFEA 2023 Trends & Figures). Eine systematische Metaanalyse (Systematic Review PGT-A 2023) zeigt außerdem, dass das Aneuploidie-Screening (PGT-A) bei Frauen über 38 Jahren die Fehlgeburtsrate um rund 25 % senken kann.
- Falsch-positive Befunde – Mosaikembryonen können in bis zu 5 % der Fälle irrtümlich als abnormal eingestuft werden.
- Biopsierisiko – moderne Trophektoderm-Biopsien beeinträchtigen die Implantationsrate kaum, erfordern aber große Sorgfalt.
- Hormonelle Nebenwirkungen – aktuelle Stimulationsprotokolle senken das Risiko eines ovariellen Hyperstimulationssyndroms auf unter 1 %.
- Psychische Belastung – die Wartezeit bis zum Genbefund kann belastend sein; professionelle Begleitung hilft, Stress abzubauen.
Praxistipps für Paare
- Kostenvoranschläge vergleichen – Pakete unterscheiden sich deutlich
- Krankenkasse früh kontaktieren – schriftliche Zusage einholen
- Genetische Beratung nutzen – klärt, ob PID wirklich erforderlich ist
- Mehrere Zyklen einkalkulieren – oft sind zwei oder mehr Versuche nötig
- Emotionale Unterstützung sichern – Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen helfen, Stress zu bewältigen
Auslandsvergleich 2025
Schweiz
- PID seit 2017 erlaubt, inklusive PGT-A
- Kosten: 2 000 – 5 000 CHF zusätzlich zur IVF
- Einzel-Embryotransfer wird empfohlen
Niederlande
- Liberale Regelung, Geschlechtsselektion verboten
- Seit 2025 verpflichtende Registrierung von Samenspendern
- Kosten: 2 500 – 4 000 € zusätzlich
Tschechien
- Altersgrenze bis 48 Jahre für Frauen
- PGT-A als Zusatzleistung ab rund 1 800 €
- Beliebtes Ziel für Reproductive Tourism
Österreich
- PID seit 2015 legal; Indikationsliste ähnlich streng wie in Deutschland
- Kosten: 2 000 – 5 000 € zusätzlich zur IVF
- Erstattung meist nur in Ausnahmefällen
USA
- PGT-A ist Standard, keine bundesweite Beschränkung
- Kosten: 4 000 – 6 000 US-$ zusätzlich; Gesamtpakete häufig über 25 000 US-$
- Erstattung abhängig vom Versicherungsplan
Fazit
Präimplantationsdiagnostik eröffnet Paaren mit genetischem Risiko neue Perspektiven und ist 2025 präziser und schonender als je zuvor. Das Verfahren bleibt jedoch medizinisch, finanziell und emotional anspruchsvoll. Wer Kosten transparent kalkuliert, sich fundiert beraten lässt und realistische Erwartungen mitbringt, trifft eine gut informierte Entscheidung auf dem Weg zum Wunschkind.