PCOS verstehen – Grundlagen der Hormonstörung
PCOS ist eine komplexe Stoffwechsel- und Hormonstörung. Typisch sind
- überhöhte Androgenwerte,
- eine ausgeprägte Insulinresistenz und
- zahlreiche unreife Follikel (fälschlich „Zysten“ genannt) in den Eierstöcken.
Diese Kombination bringt den Zyklus durcheinander und begünstigt Haut- und Haarveränderungen.
Ursachen des PCOS – Genetik, Insulin & Lebensstil
Hinter PCOS steckt meist ein Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung und ungünstigen Umweltfaktoren:
- Familiäre Häufung belegt die genetische Komponente.
- Insulinresistenz erhöht den Insulinspiegel – das stimuliert die Androgenproduktion.
- Übergewicht, Bewegungsmangel und Stress verstärken den Kreislauf zusätzlich.
PCOS-Symptome früh erkennen
- Seltene oder ausbleibende Monatsblutung
- Vermehrter Haarwuchs an Kinn, Brust oder Rücken
- Persistierende Akne nach dem Jugendalter
- Haarverdünnung am Scheitel
- Gewichtszunahme trotz unveränderter Ernährung
- Schwierigkeiten, schwanger zu werden
Nicht jede Frau zeigt alle Anzeichen – schon einzelne Hinweise verdienen eine Abklärung.
PCOS-Diagnose nach Rotterdam-Kriterien
Für die Diagnose müssen zwei der folgenden Befunde vorliegen:
- seltene oder fehlende Eisprünge,
- erhöhte Androgenspiegel oder sichtbare Anzeichen wie Hirsutismus,
- polyzystische Eierstöcke im Ultraschall.
Schilddrüsen-, Prolaktin- und Nebennierenerkrankungen werden zuvor ausgeschlossen.
Langzeitrisiken des PCOS rechtzeitig vorbeugen
- Typ-2-Diabetes durch chronische Insulinresistenz
- Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Verdickung der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumkarzinom)
Eine früh begonnene Therapie senkt diese Risiken deutlich.
Ernährung & Bewegung – Grundpfeiler der PCOS-Therapie
Schon ein Gewichtsverlust von fünf Prozent reguliert den Zyklus bei vielen übergewichtigen Betroffenen ( Clark et al. 1995).
- Low-GI-Lebensmittel: Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorn.
- 150 Minuten Ausdauersport plus zwei Krafteinheiten pro Woche.
- Myo-Inositol kann Zyklus & Stoffwechsel zusätzlich stabilisieren, ersetzt aber keine Lebensstiländerung.
PCOS medikamentös behandeln
- Metformin steigert die Insulinempfindlichkeit und senkt Androgene (Pau et al. 2014).
- Hormonelle Verhütung reguliert Blutung, lindert Akne & Hirsutismus.
- Letrozol löst den Eisprung effektiver aus als Clomifen (NEJM 2014).
Kinderwunsch bei PCOS – Fahrplan zur Schwangerschaft
Basisoptimierung
Gewichtsreduktion, Low-GI-Ernährung und regelmäßiger Sport erhöhen die spontane Ovulationsrate deutlich.
Ovulationsinduktion
- Letrozol – erste Wahl, Ovulationsrate ≈ 60 % nach sechs Zyklen.
- Clomifen – Alternative, allerdings höhere Mehrlingsrate.
- Gonadotropine – Injektionen bei Letrozol-Resistenz, engmaschiges Ultraschall-Monitoring nötig.
Reproduktionsmedizin
Bleibt eine Schwangerschaft aus, bieten IVF oder ICSI klinische Erfolgsraten von 25 – 40 % pro Embryotransfer. Metformin reduziert dabei das Risiko eines Ovariellen Hyperstimulationssyndroms.
Innovative Verfahren
Die In-vitro-Maturation (IVM) gewinnt reife Eizellen bei minimaler Hormonstimulation – vielversprechend für Patientinnen mit Überstimulationsrisiko, derzeit noch limitiert verfügbar.
Psychische Gesundheit stärken
Bis zu 40 % der Betroffenen entwickeln Angst- oder Depressionsstörungen. Professionelle Hilfe, Achtsamkeitstraining und Selbsthilfegruppen heben nachweislich Lebensqualität und erhöhen die Therapietreue.
Fazit – PCOS aktiv managen
Eine Mischung aus Low-GI-Ernährung, strukturiertem Training und individuell abgestimmter Medikation lindert PCOS-Symptome, senkt Langzeitrisiken und steigert die Chancen auf eine Schwangerschaft. Je früher du beginnst, desto größer ist der Erfolg.