Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS): Ursachen, Symptome & moderne Behandlung

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geschrieben von Zappelphilipp Marx29. Juni 2025
Ultraschalluntersuchung bei Verdacht auf PCOS

Zyklus­unregelmäßigkeiten, hartnäckige Akne und ein unerfüllter Kinderwunsch: Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) hat viele Gesichter. Hier erfährst du kompakt, wie PCOS entsteht, woran du es erkennst und welche Lifestyle- und Therapie­bausteine laut aktueller Leitlinie wirklich helfen.

PCOS verstehen – Grundlagen der Hormonstörung

PCOS ist eine komplexe Stoffwechsel- und Hormonstörung. Typisch sind

  • überhöhte Androgenwerte,
  • eine ausgeprägte Insulinresistenz und
  • zahlreiche unreife Follikel (fälschlich „Zysten“ genannt) in den Eierstöcken.

Diese Kombination bringt den Zyklus durcheinander und begünstigt Haut- und Haarveränderungen.

Ursachen des PCOS – Genetik, Insulin & Lebensstil

Hinter PCOS steckt meist ein Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung und ungünstigen Umwelt­faktoren:

  • Familiäre Häufung belegt die genetische Komponente.
  • Insulinresistenz erhöht den Insulin­spiegel – das stimuliert die Androgenproduktion.
  • Übergewicht, Bewegungsmangel und Stress verstärken den Kreislauf zusätzlich.

PCOS-Symptome früh erkennen

  • Seltene oder ausbleibende Monatsblutung
  • Vermehrter Haarwuchs an Kinn, Brust oder Rücken
  • Persistierende Akne nach dem Jugendalter
  • Haarverdünnung am Scheitel
  • Gewichtszunahme trotz unveränderter Ernährung
  • Schwierigkeiten, schwanger zu werden

Nicht jede Frau zeigt alle Anzeichen – schon einzelne Hinweise verdienen eine Abklärung.

PCOS-Diagnose nach Rotterdam-Kriterien

Für die Diagnose müssen zwei der folgenden Befunde vorliegen:

  • seltene oder fehlende Eisprünge,
  • erhöhte Androgen­spiegel oder sichtbare Anzeichen wie Hirsutismus,
  • polyzystische Eierstöcke im Ultraschall.

Schilddrüsen-, Prolaktin- und Nebennieren­erkrankungen werden zuvor ausgeschlossen.

Langzeitrisiken des PCOS rechtzeitig vorbeugen

  • Typ-2-Diabetes durch chronische Insulinresistenz
  • Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Verdickung der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumkarzinom)

Eine früh begonnene Therapie senkt diese Risiken deutlich.

Ernährung & Bewegung – Grundpfeiler der PCOS-Therapie

Schon ein Gewichtsverlust von fünf Prozent reguliert den Zyklus bei vielen übergewichtigen Betroffenen ( Clark et al. 1995).

  • Low-GI-Lebensmittel: Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorn.
  • 150 Minuten Ausdauersport plus zwei Krafteinheiten pro Woche.
  • Myo-Inositol kann Zyklus & Stoffwechsel zusätzlich stabilisieren, ersetzt aber keine Lebensstiländerung.

PCOS medikamentös behandeln

  • Metformin steigert die Insulin­empfindlichkeit und senkt Androgene (Pau et al. 2014).
  • Hormonelle Verhütung reguliert Blutung, lindert Akne & Hirsutismus.
  • Letrozol löst den Eisprung effektiver aus als Clomifen (NEJM 2014).

Kinderwunsch bei PCOS – Fahrplan zur Schwangerschaft

Basisoptimierung

Gewichtsreduktion, Low-GI-Ernährung und regelmäßiger Sport erhöhen die spontane Ovulations­rate deutlich.

Ovulationsinduktion

  • Letrozol – erste Wahl, Ovulationsrate ≈ 60 % nach sechs Zyklen.
  • Clomifen – Alternative, allerdings höhere Mehrlingsrate.
  • Gonadotropine – Injektionen bei Letrozol-Resistenz, engmaschiges Ultraschall-Monitoring nötig.

Reproduktionsmedizin

Bleibt eine Schwangerschaft aus, bieten IVF oder ICSI klinische Erfolgsraten von 25 – 40 % pro Embryotransfer. Metformin reduziert dabei das Risiko eines Ovariellen Hyperstimulations­syndroms.

Innovative Verfahren

Die In-vitro-Maturation (IVM) gewinnt reife Eizellen bei minimaler Hormonstimulation – vielversprechend für Patientinnen mit Überstimulations­risiko, derzeit noch limitiert verfügbar.

Psychische Gesundheit stärken

Bis zu 40 % der Betroffenen entwickeln Angst- oder Depressions­störungen. Professionelle Hilfe, Achtsamkeits­training und Selbsthilfegruppen heben nachweislich Lebensqualität und erhöhen die Therapie­treue.

Fazit – PCOS aktiv managen

Eine Mischung aus Low-GI-Ernährung, strukturiertem Training und individuell abgestimmter Medikation lindert PCOS-Symptome, senkt Langzeitrisiken und steigert die Chancen auf eine Schwangerschaft. Je früher du beginnst, desto größer ist der Erfolg.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom) ist eine hormonelle Störung, bei der es zu einem Ungleichgewicht von Androgenen und häufig zu Zyklusstörungen kommt. Es betrifft den Stoffwechsel, die Eierstöcke und kann die Fruchtbarkeit beeinflussen.

Ja. Viele Frauen mit PCOS werden auf natürlichem Weg schwanger – insbesondere nach Änderungen im Lebensstil. Falls nötig, helfen Medikamente wie Letrozol oder assistierte Reproduktionstechniken wie IVF.

Empfehlenswert ist eine Low-GI-Ernährung mit viel Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten. Zucker und Weißmehlprodukte sollten reduziert werden. Myo-Inositol kann ergänzend helfen.

Myo-Inositol kann bei Frauen mit PCOS die Insulinresistenz verbessern, die Zyklusregulation fördern und die Ovulationsrate erhöhen. Studien zeigen gute Wirksamkeit – es ersetzt jedoch keine gesunde Ernährung oder Bewegung.

Häufige Symptome sind unregelmäßige Zyklen, Akne, Haarausfall, vermehrter Haarwuchs (Hirsutismus), Gewichtszunahme und Schwierigkeiten bei der Empfängnis. Nicht alle Betroffenen zeigen alle Symptome.

Die Diagnose erfolgt nach den Rotterdam-Kriterien: Mindestens zwei der folgenden Merkmale müssen vorliegen – seltene Eisprünge, erhöhter Androgenspiegel oder polyzystische Ovarien im Ultraschall.

Ja, regelmäßige Bewegung senkt den Insulinspiegel, fördert den Zyklus und verbessert die Hormonbalance. Ideal sind Ausdauersportarten kombiniert mit Krafttraining – mindestens 150 Minuten pro Woche.

Häufig eingesetzt werden Metformin (gegen Insulinresistenz), hormonelle Verhütungsmittel (zur Zyklusregulation) und Letrozol (zur Ovulationsauslösung bei Kinderwunsch). Die Wahl hängt von deinen Zielen ab.

Unbehandeltes PCOS erhöht das Risiko für Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch das Risiko für Gebärmutterkrebs ist leicht erhöht.

IVM ist ein neues Verfahren der Reproduktionsmedizin, bei dem unreife Eizellen entnommen und außerhalb des Körpers zur Reifung gebracht werden – besonders geeignet für PCOS-Patientinnen mit Überstimulationsrisiko.