Die Chance auf eine Schwangerschaft konzentriert sich auf wenige Tage im Zyklus. Dieser Leitfaden erklärt kompakt, was beim Eisprung passiert, wie lange die Eizelle befruchtbar ist, wie du dein fruchtbares Zeitfenster findest und welche Methoden im Alltag wirklich helfen – klar, evidenzbasiert und stressarm.
Zyklusphasen und Hormone verstehen
- Menstruation (Tag 1–5): Die Gebärmutterschleimhaut wird abgestoßen; Östrogen und Progesteron sind niedrig.
- Follikelphase (Tag 1 bis Eisprung): FSH reift einen Follikel; steigendes Östrogen baut die Schleimhaut wieder auf.
- Eisprung (meist Tag 12–16): Die reife Eizelle wird freigesetzt und ist etwa 12–24 Stunden befruchtbar.
- Lutealphase (rund 14 Tage): Progesteron aus dem Gelbkörper stabilisiert die Schleimhaut. Sinkt es ohne Befruchtung ab, beginnt ein neuer Zyklus.

Was ist der Eisprung?
Beim Eisprung wird eine reife Eizelle aus dem Eierstock freigesetzt und kann im Eileiter befruchtet werden. Im Durchschnitt liegt die Ovulation 10–16 Tage vor der nächsten Periode – nicht bei allen am selben Zyklustag. Gute Patienteninfos bietet das NHS.
Zahlen & Evidenz
- Eizelle: befruchtbar etwa 12–24 Stunden nach der Ovulation (NHS).
- Spermien: überleben bis zu 5–7 Tage im Genitaltrakt; das fruchtbare Intervall beginnt deshalb vor dem Eisprung (NHS).
- Fruchtbares Intervall: insgesamt rund sechs Tage, endend am Ovulationstag; höchste Wahrscheinlichkeit in den zwei Tagen davor und am Ovulationstag selbst (klassische Daten: NEJM Wilcox).
- Alltags-Empfehlung: Geschlechtsverkehr alle zwei bis drei Tage deckt das Intervall zuverlässig ab – ohne exakte Datierung (NICE CG156).
Fruchtbare Tage berechnen
Bei regelmäßigen Zyklen lässt sich das Timing grob abschätzen: Der Eisprung liegt etwa 10–16 Tage vor der nächsten Periode. Diese Schätzung solltest du mit Beobachtung oder Tests abgleichen – Schwankungen sind normal.
- Knaus-Ogino (Faustregel): Erster fruchtbarer Tag = kürzester Zyklus − 18; letzter fruchtbarer Tag = längster Zyklus − 11. Nur Orientierung – nie allein darauf verlassen.
- Realitäts-Check: Selbst bei 28-Tage-Zyklen liegt die Ovulation nicht bei allen am Tag 14. Denke in Intervallen, nicht in Fixdaten (vgl. Wilcox).
Methoden im Vergleich: So findest du dein Intervall
Eine schlanke Kombination funktioniert am zuverlässigsten: Kalender-App als Rahmen, Zervixschleim zur Vorhersage, Basaltemperatur zur Bestätigung; bei Bedarf ergänzt durch einen Ovulationstest. So bleibt das Tracking robust und alltagstauglich.
- Zervixschleim beobachten: Klarer, spinnbarer Schleim weist auf hohe Fruchtbarkeit hin. Kostengünstig, erfordert etwas Übung (NICE).
- Basaltemperatur (BBT): Direkt nach dem Aufwachen messen. Der Anstieg bestätigt die Ovulation rückblickend – gut zur Absicherung, weniger zur Planung (NICE).
- Ovulationstests (OPK): Erkennen den Anstieg, der die Ovulation ankündigt; liefern 12–36 Stunden Vorlauf für gezieltes Timing (Rahmeninfos: NHS).
- Kalender/Apps: Nützlich für Verlauf und Erinnerung, aber bei wechselnden Zyklen nur Schätzung.
Ovulationstest: kurz & korrekt anwenden
- Starte vier bis fünf Tage vor deinem frühestmöglichen Ovulationstermin.
- Nutze den zweiten Morgenurin (konzentriert, aber nicht über Nacht gesammelt).
- Teste täglich zur gleichen Uhrzeit und befolge die Herstellerangaben exakt.
- Bei positivem Test: Geschlechtsverkehr am selben Tag und am Folgetag einplanen.
Wenn Tests wiederholt unklar ausfallen, kann ein Progesteron-Bluttest die Ovulation bestätigen (NICE).
Typische Symptome
- Glasiger, spinnbarer Zervixschleim
- Leichter, einseitiger Unterbauchschmerz (Mittelschmerz; nicht bei allen vorhanden)
- Subtiler Temperaturanstieg am Folgetag (BBT)
Viele spüren keine eindeutigen Zeichen. Verlasse dich deshalb eher auf die Kombination aus Beobachtung und Test als auf Gefühl.
Praktische Tipps
- Timing ohne Druck: Geschlechtsverkehr alle zwei bis drei Tage trifft das Intervall zuverlässig (NICE).
- Routine: Schleim stets zur gleichen Tageszeit beurteilen; Basaltemperatur direkt nach dem Aufwachen messen.
- Lebensstil: Nicht rauchen, kein Alkohol, ausreichend Schlaf, ausgewogene Ernährung – Basisempfehlungen mit solider Evidenz (NICE).
Vergleichstabelle: Welche Methode wofür?
| Methode | Einsatz | Stärke | Begrenzung |
|---|---|---|---|
| Zervixschleim | Vorhersage der fruchtbaren Phase | Kostenlos, unmittelbar | Interpretation braucht Übung |
| Basaltemperatur | Bestätigung nach der Ovulation | Günstig, objektivierbar | Nicht prädiktiv, tägliche Messung nötig |
| Ovulationstest (OPK) | Kurzfristige Planung (12–36 h) | Konkretes Handlungsfenster | Kosten, korrektes Testfenster wichtig |
| Kalender/App | Rahmen & Verlauf | Übersichtlich | Nur Schätzung bei Schwankungen |
Mythen & Fakten zum Eisprung
- „Der Eisprung ist immer am Tag 14.“ – Der Ovulationstag variiert stark, selbst bei 28-Tage-Zyklen. Besser in Intervallen denken (Datenbasis: NEJM Wilcox).
- „Ohne Mittelschmerz kein Eisprung.“ – Viele spüren nichts und ovulieren dennoch normal (NHS).
- „Basaltemperatur sagt den Eisprung voraus.“ – Sie bestätigt ihn rückblickend; zur Planung sind Zervixschleimbeobachtung und ggf. OPK geeigneter (NICE).
- „Täglicher Sex erhöht die Chance deutlich.“ – Ein Zwei-bis-Drei-Tage-Rhythmus reicht und ist stressärmer (NICE).
- „Apps bestimmen den Eisprung exakt.“ – Sie schätzen. Die individuelle Varianz bleibt. Kombination mit Körperzeichen/OPK ist verlässlicher.
- „Ohne positiven Test findet kein Eisprung statt.“ – Das Messfenster kann verpasst werden; ein Progesteron-Bluttest kann die Ovulation bestätigen (NICE).
- „Nur am Ovulationstag bin ich fruchtbar.“ – Spermien überleben bis zu sieben Tage; die fruchtbare Phase beginnt vorher (NHS).
- „Unregelmäßige Zyklen bedeuten Unfruchtbarkeit.“ – Schwankungen sind häufig. Entscheidend ist, ob Ovulationen stattfinden; bei Unsicherheit ärztlich klären.
Unregelmäßige Zyklen: wann zum Arzt?
Wenn dein Zyklus stark schwankt, die Periode ausbleibt oder die Ovulation trotz Tracking unklar bleibt, ist eine Abklärung sinnvoll. Häufige Ursachen sind Schilddrüsenstörungen, PCOS, extremes Gewicht oder starker Stress. Ärztlich kann unter anderem ein Progesteron-Bluttest die Ovulation bestätigen (NICE CG156). Zum Einordnen: WHO-Faktenblatt Infertilität.
Fazit
Die Eizelle ist nur 12–24 Stunden befruchtbar; Spermien überleben bis zu 5–7 Tage. Entscheidend ist das Intervall vor der Ovulation und der Ovulationstag selbst. Eine nüchterne Kombination aus Zyklus-App, Zervixschleim-Beobachtung, Basaltemperatur zur Bestätigung und – wenn nötig – Ovulationstest führt verlässlich zum Ziel. Bleibt der Erfolg aus oder sind die Zyklen unregelmäßig, hilft eine frühe, leitliniennahe Abklärung.

