Lusttropfen und Schwangerschaft: Kann man durch den Lusttropfen schwanger werden?

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Zappelphilipp Marx
Symbolbild Lusttropfen – klare Flüssigkeit auf neutralem Hintergrund

Viele fragen sich: Kann man durch den Lusttropfen schwanger werden – auch ohne Samenerguss? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, wenn nur Präejakulat in die Scheide gelangt, zum Beispiel am Tag des Eisprungs?
Und enthält der Lusttropfen Spermien überhaupt? Dieser Beitrag erklärt, wie Präejakulat entsteht, wann es austritt, welches Risiko für eine Schwangerschaft besteht und wie man sich zuverlässig schützt.

Was ist der Lusttropfen – also das Präejakulat?

Der Lusttropfen – medizinisch Präejakulat – ist eine klare, leicht zähflüssige Flüssigkeit, die bei sexueller Erregung vor dem Samenerguss aus dem Penis austritt. Produziert wird sie in den Cowperschen Drüsen, auch Bulbourethraldrüsen genannt, und gelangt in die Harnröhre – oft unbemerkt.

Die Menge variiert stark – von kaum sichtbaren Tropfen bis zu mehreren Millilitern. Präejakulat besteht aus Wasser, Schleimstoffen, Enzymen und Mineralien. Der leicht basische pH-Wert neutralisiert Restharn in der Harnröhre und schafft so ein günstigeres Milieu für Spermien.

Wann tritt der Lusttropfen auf?

Typischerweise während starker sexueller Erregung – also vor dem Orgasmus. Er kann mehrfach während des Vorspiels oder Geschlechtsverkehrs auftreten. Manche Männer geben nur wenige Tropfen ab, andere deutlich mehr. Die Abgabe lässt sich nicht gezielt kontrollieren.

Enthält der Lusttropfen Spermien?

Präejakulat wird nicht in den Hoden gebildet und enthält deshalb von sich aus keine eigenen Spermien. Eine Studie der University of California, San Francisco zeigte jedoch, dass in etwa 41 % der Proben Spermien nachweisbar waren – und in rund 37 % dieser Fälle waren sie beweglich. Nach einer Vasektomie ist der Lusttropfen in der Regel spermienfrei.

Kann man durch den Lusttropfen schwanger werden?

Ja – schwanger durch den Lusttropfen ist möglich, auch wenn das Risiko geringer ist als bei einem Samenerguss. Schon wenige bewegliche Spermien können während der fruchtbaren Tage, insbesondere am Tag des Eisprungs, eine Eizelle befruchten.

Laut Clearblue können Spermien im weiblichen Körper – speziell im fruchtbarkeitsfördernden Schleim – bis zu fünf Tage überleben. Das erhöht die Chance, dass sie eine Eizelle erreichen, wenn der Eisprung naht.

Der Pearl-Index für Coitus interruptus – also das „Rausziehen“ – liegt bei 4 bis 18. Das bedeutet: Bis zu 18 von 100 Frauen werden pro Jahr schwanger, obwohl kein Samenerguss in der Vagina erfolgt ist.

Ohne Samenerguss schwanger werden – das Risiko ist niedriger, an den fruchtbaren Tagen aber keinesfalls ausgeschlossen.

Überträgt der Lusttropfen Krankheiten?

Ja. Auch ohne sichtbares Sperma kann Präejakulat sexuell übertragbare Infektionen wie Chlamydien, Gonorrhö, HPV, Herpes-simplex oder HIV enthalten. Kondome senken das Risiko deutlich, bieten jedoch keinen vollständigen Schutz vor Erregern, die auch über Hautkontakt übertragen werden.

Wie lässt sich eine Schwangerschaft durch den Lusttropfen verhindern?

Barrieremethoden: Kondome – aus Latex oder latexfrei – schützen vor ungewollter Schwangerschaft und vor vielen Infektionen.

Hormonelle Methoden:

  • Pille – tägliche Einnahme, bei korrekter Anwendung sehr zuverlässig.
  • Verhütungsring oder Pflaster – monatlicher oder wöchentlicher Wechsel.
  • Hormonspirale – 3 bis 5 Jahre wirksam, Pearl-Index unter 0,2.

Langzeit- und Notfallmethoden: Kupferspirale oder Kupferkette – bis zu 10 Jahre wirksam und hormonfrei – sowie die Pille danach, die je nach Präparat bis zu 72 bis 120 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr angewendet werden kann.

Kondome reduzieren das Risiko für Schwangerschaft und Infektionen durch den Lusttropfen
Kondome reduzieren das Risiko einer Schwangerschaft durch den Lusttropfen deutlichs

Fazit

Der Lusttropfen kann Spermien und Krankheitserreger enthalten. Schwanger werden ohne Samenerguss ist möglich – vor allem an den fruchtbaren Tagen. Wer eine Schwangerschaft oder Infektionen vermeiden möchte, sollte sich nicht auf Coitus interruptus verlassen, sondern konsequent zuverlässige Verhütungsmethoden einsetzen.

Häufig gestellte Fragen – FAQ

Ja. Wenn das Präejakulat bewegliche Spermien enthält und diese an fruchtbaren Tagen in die Scheide gelangen, kann es zu einer Befruchtung kommen. Die Wahrscheinlichkeit ist geringer als bei einer Ejakulation, aber nicht null.

Es gibt keine exakte Prozentzahl, da viele Faktoren eine Rolle spielen (Zykluszeitpunkt, Spermienmenge, Qualität und Beweglichkeit der Spermien). Studien zeigen: Bei einem Teil der Männer (teils um 30 %) sind Spermien im Präejakulat nachweisbar.

Ja. An diesem Tag ist die Eizelle befruchtungsfähig, und selbst wenige Spermien im Lusttropfen können zur Befruchtung führen. Das Risiko ist deutlich höher als an unfruchtbaren Tagen.

Nein. Er wird in den Cowperschen Drüsen gebildet und ist normalerweise spermienfrei. Restspermien in der Harnröhre oder sogenannte Mikroejakulationen können dennoch Spermien in den Lusttropfen bringen – vor allem kurz nach einem Samenerguss.

Ja. Selbst ohne sichtbare Ejakulation kann das Präejakulat Spermien enthalten. Deshalb ist Coitus interruptus – das „Rausziehen“ – keine sichere Verhütungsmethode und schützt auch nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen.

Bei korrekter Pilleneinnahme ist das Risiko extrem gering, da kein Eisprung stattfindet. Dennoch schützt die Pille nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten.

Die Chance ist kleiner als mit Ejakulation, aber messbar. An fruchtbaren Tagen oder bei vielen Restspermien in der Harnröhre kann sie relevant sein.

Meist in der Erregungsphase vor dem Orgasmus. Er kann auch mehrfach während des Vorspiels oder Geschlechtsverkehrs austreten – oft unbemerkt.

Die Menge variiert stark: von kaum sichtbaren Tropfen bis zu mehreren Millilitern. Ernährung, Flüssigkeitshaushalt, Erregungsniveau und individuelle Anatomie spielen eine Rolle.

Es kann die Zahl der Restspermien reduzieren, aber nicht garantieren, dass keine Spermien mehr im Lusttropfen vorhanden sind.

Ja. Er kann Krankheitserreger wie Chlamydien, Gonorrhö, HPV, Herpes und HIV enthalten. Kondome bieten einen wirksamen Schutz, wenn sie richtig angewendet werden.

Nein. Der Austritt ist ein unwillkürlicher Reflex und lässt sich nicht bewusst stoppen.

Mit sinkendem Testosteronspiegel kann die Menge leicht abnehmen. Die Unterschiede zwischen einzelnen Männern sind jedoch groß.

Ungesunde Lebensgewohnheiten können die Drüsenfunktion beeinträchtigen. Ausreichend Flüssigkeit, gesunde Ernährung und Verzicht auf Nikotin wirken sich positiv aus.

Ja – wenn es vor Beginn des sexuellen Kontakts übergestreift wird. Es verhindert den Kontakt von Präejakulat mit der Vaginal- oder Mundschleimhaut.

Ja, wenn er mit Fingern, Sexspielzeug oder Schleimhäuten in Kontakt kommt. Kondome oder Fingerlinge reduzieren das Risiko.

Theoretisch ja, wenn Spermien den Weg zur Scheide finden. Praktisch ist das Risiko deutlich geringer als bei direktem Vaginalverkehr.

Nein. Sichtbare Flüssigkeit lässt sich entfernen, aber Spermien in der Harnröhre bleiben meist zurück.

Nach bestätigter Vasektomie – also nach zwei negativen Spermiogrammen – nicht. Das Präejakulat enthält dann keine Spermien mehr. Eine Übertragung von Infektionen bleibt dennoch möglich.

Unter optimalen Bedingungen bis zu fünf Tage im weiblichen Körper. Deshalb kann auch Sex mehrere Tage vor dem Eisprung zu einer Schwangerschaft führen.