Intrazervikale Insemination (ICI) 2025: Definition, Evidenz, Ablauf, Timing, Sicherheit und Vergleich

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Zappelphilipp Marx
Steriler Auffangbecher und nadellose Einmalspritze für eine intrazervikale Insemination auf sauberer Unterlage

Die intrazervikale Insemination (ICI) ist eine einfache Methode der assistierten Befruchtung. Eine Samenprobe wird im hinteren Scheidengewölbe nahe dem Gebärmutterhals platziert; die Spermien wandern anschließend über Zervix, Gebärmutter und Eileiter zur Eizelle. Dieser Beitrag bietet eine klare, medizinisch sachliche Übersicht zu Definition, realistischer Wirksamkeit, sicherem Vorgehen, geeignetem Timing sowie der Einordnung im Vergleich zu IUI, IVF und ICSI.

Was ist ICI?

ICI bezeichnet das Einbringen einer Samenprobe in die Nähe des Zervikalkanals. Die Methode orientiert sich am natürlichen Weg der Spermien und kommt mit wenig Ausrüstung aus. Im Unterschied dazu wird bei der intrauterinen Insemination (IUI) eine aufbereitete Probe direkt in die Gebärmutter eingebracht; bei der In-vitro-Fertilisation (IVF) und bei ICSI findet die Befruchtung im Labor statt.

Evidenz und Erfolgsraten

In Übersichten schneidet IUI in vielen Konstellationen wirksamer ab als ICI, vor allem bei aufbereiteten Proben und präzisem Timing. Für ICI werden praxisnah pro Zyklus häufig Spannweiten von ungefähr 5–15 % genannt. Die tatsächliche Chance hängt vor allem von Alter, Ursachenlage, Samenqualität und genauer Zeitplanung ab. Zur Einordnung dienen ein systematisches Review zum Vergleich ICI/IUI mit Spendersamen Cochrane sowie Laborstandards zur Untersuchung von Ejakulat im WHO-Handbuch (6. Auflage).

Materialien und Vorbereitung

  • Steriler Auffangbecher, nadellose Einmalspritze, saubere Unterlage; Einmalhandschuhe nach Bedarf.
  • Liquefaktion der Probe abwarten; starke Hitze oder Kälte vermeiden.
  • Spermienfreundliche Produkte verwenden; keine Zusätze, die Motilität/Vitalität beeinträchtigen.
  • Dokumentation: Datum, Uhrzeit, Zyklustag, Spender-/Batch-Angaben, Handhabungsschritte, Auffälligkeiten.
  • Vorab klären: Infektionsschutz, Einwilligungen, Transportwege und lokale Rahmenbedingungen.

Ablauf in der Praxis

Der organisatorische Rahmen kann variieren, die Grundprinzipien bleiben gleich:

  • Probe gewinnen oder nach Vorgaben der Samenbank auftauen und prüfen.
  • Langsames Platzieren der Probe nahe dem Muttermund ohne Druck oder Verletzungsrisiko.
  • Nach der Applikation einige Minuten ruhig liegen; ruckartige Bewegungen vermeiden.
  • Einwegmaterialien fachgerecht entsorgen; keine Mehrfachverwendung.

Hinweise zu sicheren Bezugswegen und zur Heimanwendung mit Spendersamen stellt die britische Behörde bereit: HFEA.

Timing und Zyklus

Der Zeitpunkt ist entscheidend. ICI sollte möglichst nah an der Ovulation erfolgen. Häufig wird ein Versuch am Tag eines positiven LH-Tests und gegebenenfalls ein weiterer am Folgetag gewählt. Zyklusbeobachtung über LH-Tests, Zervixschleim und Basaltemperatur kann unterstützen; am genauesten ist ein ärztliches Zyklusmonitoring per Ultraschall. Bei unregelmäßigen Zyklen sind mehrere gut geplante Versuche sinnvoll.

Vergleich: ICI · IUI · IVF · ICSI

KriteriumICIIUIIVFICSI
Ort/SettingNiedrigschwellig; Platzierung nahe ZervixKlinisch; gewaschene Probe in der GebärmutterKlinik + Labor; Befruchtung im LaborKlinik + Labor; Mikroinjektion je Eizelle
ProbeUnverarbeitet oder gewaschenGewaschene, selektierte SpermienAufbereitete Spermien; KoinkubationEinzelnes Spermium wird injiziert
Erfolg pro ZyklusEher niedrig; timingabhängigModerat; unter Stimulation höherHöher als IUI; altersabhängigÄhnlich IVF; Vorteil bei männlichem Faktor
KomplexitätNiedrigNiedrig–mittelMittel–hochHoch (Mikromanipulation)
HauptrisikenGering; Hygiene/Tests zentralMehrlingsrisiko bei StimulationOHSS, Eingriffsrisiken, MehrlingeWie IVF + potenzielle Zellschädigung
Typische NutzungEinstieg ohne schwere FaktorenUnerklärte Infertilität, leichte männliche Faktoren, DonorsamenTubare Faktoren, Endometriose, erfolglose IUIAusgeprägter männlicher Faktor, Fertilisationsversagen

Die Wahl des Verfahrens richtet sich nach Alter, Befunden, Samenqualität, Zeitplan und persönlicher Belastbarkeit. Leitlinien empfehlen eine individuelle Abklärung und ein stufenweises Vorgehen.

Sicherheit und Infektionsschutz

Vor ICI sollten aktuelle Tests auf übertragbare Infektionen vorliegen. Bei Samenbanken gelten definierte Screening- und Quarantäneanforderungen. Bei privat organisierten Konstellationen sind Einwilligungen, nachvollziehbare Dokumentation, klare Zuständigkeiten und sichere Logistik wesentlich. Spermienfreundliche Produkte verwenden, Temperaturstress vermeiden, Einwegmaterialien nur einmal nutzen.

Bei Schmerzen, Fieber, ungewöhnlichem Ausfluss oder Blutungen ist eine ärztliche Abklärung angezeigt. Für Laborstandards dient das WHO-Handbuch zur Untersuchung von Ejakulat als Referenz.

Spermaquellen und Handhabung

Möglich sind Partnerproben, bekannte Spender oder Samenbanken mit frischen oder kryokonservierten Proben. Jede Option bringt medizinische, organisatorische und rechtliche Aspekte mit sich. Bankgestützte Spenden folgen definierten Standards zu Qualität, Sicherheit und Nachverfolgbarkeit. Bei privaten Arrangements sind Aufklärung, Tests, Einwilligungen, Dokumentation und klare Kommunikationswege entscheidend.

Wann ärztlich abklären?

Sinnvoll sind Abklärung und Beratung, wenn nach mehreren gut getimten Zyklen keine Schwangerschaft eintritt, bei unregelmäßigen Zyklen, Verdacht auf Endometriose oder tubare Faktoren, deutlich eingeschränktem Spermiogramm, wiederholten Fehlgeburten oder bei Beschwerden wie Schmerzen, Fieber und Blutungen. Alter, Befunde und Samenqualität bestimmen, ob ICI, IUI, IVF oder ICSI angemessen ist.

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Fazit

ICI ist ein praktikabler Einstieg in die assistierte Befruchtung. Die Erfolgschance hängt vor allem von Alter, Ursachenlage, Probequalität und präzisem Timing ab. Sicherheit entsteht durch saubere Materialien, klare Absprachen, verlässliche Tests und lückenlose Dokumentation. Wer ICI erwägt, sollte Optionen wie IUI, IVF und ICSI nüchtern einordnen und bei Bedarf medizinische Diagnostik einbinden, um fundiert zu entscheiden.

Haftungsausschluss: Inhalte auf RattleStork dienen ausschließlich allgemeinen Informations- und Bildungszwecken. Sie stellen keine medizinische, rechtliche oder sonstige fachliche Beratung dar; es wird kein bestimmter Erfolg garantiert. Die Nutzung der Informationen erfolgt auf eigene Gefahr. Einzelheiten finden Sie in unserem vollständigen Haftungsausschluss.

Frequently Asked Questions (FAQ)

Bei ICI wird eine Samenprobe im hinteren Scheidengewölbe nahe dem Gebärmutterhals platziert, damit Spermien eigenständig durch Zervix, Gebärmutter und Eileiter zur Eizelle wandern; Befruchtung und Einnistung erfolgen im Körper und der technische Aufwand ist gering.

Bei ICI liegt die Probe vor dem Muttermund und bleibt im Wesentlichen unverarbeitet, während bei IUI eine gewaschene, konzentrierte Probe mit einem Katheter direkt in die Gebärmutter eingebracht wird, was in vielen Konstellationen höhere Erfolgsraten ermöglicht, aber ein klinisches Setting erfordert.

Praxisnah werden pro Zyklus häufig Bereiche von etwa fünf bis fünfzehn Prozent genannt, abhängig vor allem von Alter, Ursache der Infertilität, Qualität der Probe, Zyklusregelmäsigkeit und exaktem Timing; mehrere gut geplante Versuche sind üblich, bevor über andere Verfahren nachgedacht wird.

Der optimale Zeitpunkt liegt sehr nah an der Ovulation; häufig wird am Tag eines positiven LH-Tests inseminiert und bei Bedarf am Folgetag wiederholt, wobei Ultraschall-gestütztes Zyklusmonitoring die genaueste Planung ermöglicht.

ICI wird von den meisten Personen als kurz und gut tolerierbar beschrieben; relevante Risiken sind bei sauberer Technik gering, dennoch sollten Schmerzen, Fieber, auffälliger Ausfluss oder Blutungen ärztlich abgeklärt werden, um Infektionen oder andere Ursachen auszuschließen.

Üblich sind ein steriler Auffangbecher, eine nadellose Einmalspritze und eine saubere Unterlage, optional Einmalhandschuhe; wichtig sind spermienfreundliche Utensilien ohne toxische Zusätze sowie das fachgerechte Entsorgen von Einwegmaterialien nach einmaliger Verwendung.

Ja, nach der Ejakulation sollte die Liquefaktion abgewartet werden, bis die Probe weniger zäh ist; starke Hitze oder Kälte sind zu vermeiden, da Temperaturschwankungen die Beweglichkeit der Spermien beeinträchtigen können.

Wenn Gleitgel nötig ist, sollte ein als spermienfreundlich ausgewiesenes Produkt in kleiner Menge verwendet werden, da viele herkömmliche Gels die Motilität reduzieren; der Kontakt der Probe mit nicht geeigneten Substanzen sollte vermieden werden.

Viele Anwenderinnen bleiben nach dem Einbringen der Probe einige Minuten ruhig liegen, um Rückfluss zu minimieren; belastbare Vorteile über diese kurze Ruhezeit hinaus sind nicht gesichert, leichte Alltagsaktivitäten sind anschließend in der Regel möglich.

Häufig wird nach mehreren gut getimten Zyklen ohne Erfolg eine ärztliche Zwischenbilanz empfohlen; abhängig von Alter, Befundlage und Samenqualität kann dann ein Wechsel zu IUI oder IVF/ICSI sinnvoll sein, um die Chancen gezielt zu erhöhen.

ICI kann mit Spendersamen durchgeführt werden; zentral sind definierte Screening- und Dokumentationsstandards sowie klare Einwilligungen und sichere Bezugswege, da Qualität und Nachverfolgbarkeit der Probe wesentlich für Sicherheit und Erfolg sind.

Bei verschlossenen Eileitern, ausgeprägten männlichen Faktoren, stark unregelmäßigen Zyklen oder nach mehreren erfolglosen, gut getimten Versuchen ist ICI meist wenig aussichtsreich, sodass IUI oder IVF/ICSI eher in Betracht gezogen werden sollte.

Eine Abstinenz von etwa zwei bis drei Tagen wird häufig empfohlen, um eine günstige Balance aus Konzentration und Beweglichkeit zu erreichen; extrem kurze oder sehr lange Intervalle können die Qualität der Probe beeinträchtigen.

Aktuelle Tests auf übertragbare Infektionen sind wichtig, besonders bei Spendersamen oder neuen Partnerkonstellationen; zudem ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll, wenn Zyklusunregelmäßigkeiten, Schmerzen, Endometrioseverdacht oder wiederholte Fehlgeburten vorliegen.