Die intrazervikale Insemination (ICI) ist eine einfache Methode der assistierten Befruchtung. Eine Samenprobe wird im hinteren Scheidengewölbe nahe dem Gebärmutterhals platziert; die Spermien wandern anschließend über Zervix, Gebärmutter und Eileiter zur Eizelle. Dieser Beitrag bietet eine klare, medizinisch sachliche Übersicht zu Definition, realistischer Wirksamkeit, sicherem Vorgehen, geeignetem Timing sowie der Einordnung im Vergleich zu IUI, IVF und ICSI.
Was ist ICI?
ICI bezeichnet das Einbringen einer Samenprobe in die Nähe des Zervikalkanals. Die Methode orientiert sich am natürlichen Weg der Spermien und kommt mit wenig Ausrüstung aus. Im Unterschied dazu wird bei der intrauterinen Insemination (IUI) eine aufbereitete Probe direkt in die Gebärmutter eingebracht; bei der In-vitro-Fertilisation (IVF) und bei ICSI findet die Befruchtung im Labor statt.
Evidenz und Erfolgsraten
In Übersichten schneidet IUI in vielen Konstellationen wirksamer ab als ICI, vor allem bei aufbereiteten Proben und präzisem Timing. Für ICI werden praxisnah pro Zyklus häufig Spannweiten von ungefähr 5–15 % genannt. Die tatsächliche Chance hängt vor allem von Alter, Ursachenlage, Samenqualität und genauer Zeitplanung ab. Zur Einordnung dienen ein systematisches Review zum Vergleich ICI/IUI mit Spendersamen Cochrane sowie Laborstandards zur Untersuchung von Ejakulat im WHO-Handbuch (6. Auflage).
Materialien und Vorbereitung
- Steriler Auffangbecher, nadellose Einmalspritze, saubere Unterlage; Einmalhandschuhe nach Bedarf.
- Liquefaktion der Probe abwarten; starke Hitze oder Kälte vermeiden.
- Spermienfreundliche Produkte verwenden; keine Zusätze, die Motilität/Vitalität beeinträchtigen.
- Dokumentation: Datum, Uhrzeit, Zyklustag, Spender-/Batch-Angaben, Handhabungsschritte, Auffälligkeiten.
- Vorab klären: Infektionsschutz, Einwilligungen, Transportwege und lokale Rahmenbedingungen.
Ablauf in der Praxis
Der organisatorische Rahmen kann variieren, die Grundprinzipien bleiben gleich:
- Probe gewinnen oder nach Vorgaben der Samenbank auftauen und prüfen.
- Langsames Platzieren der Probe nahe dem Muttermund ohne Druck oder Verletzungsrisiko.
- Nach der Applikation einige Minuten ruhig liegen; ruckartige Bewegungen vermeiden.
- Einwegmaterialien fachgerecht entsorgen; keine Mehrfachverwendung.
Hinweise zu sicheren Bezugswegen und zur Heimanwendung mit Spendersamen stellt die britische Behörde bereit: HFEA.
Timing und Zyklus
Der Zeitpunkt ist entscheidend. ICI sollte möglichst nah an der Ovulation erfolgen. Häufig wird ein Versuch am Tag eines positiven LH-Tests und gegebenenfalls ein weiterer am Folgetag gewählt. Zyklusbeobachtung über LH-Tests, Zervixschleim und Basaltemperatur kann unterstützen; am genauesten ist ein ärztliches Zyklusmonitoring per Ultraschall. Bei unregelmäßigen Zyklen sind mehrere gut geplante Versuche sinnvoll.
Vergleich: ICI · IUI · IVF · ICSI
| Kriterium | ICI | IUI | IVF | ICSI |
|---|---|---|---|---|
| Ort/Setting | Niedrigschwellig; Platzierung nahe Zervix | Klinisch; gewaschene Probe in der Gebärmutter | Klinik + Labor; Befruchtung im Labor | Klinik + Labor; Mikroinjektion je Eizelle |
| Probe | Unverarbeitet oder gewaschen | Gewaschene, selektierte Spermien | Aufbereitete Spermien; Koinkubation | Einzelnes Spermium wird injiziert |
| Erfolg pro Zyklus | Eher niedrig; timingabhängig | Moderat; unter Stimulation höher | Höher als IUI; altersabhängig | Ähnlich IVF; Vorteil bei männlichem Faktor |
| Komplexität | Niedrig | Niedrig–mittel | Mittel–hoch | Hoch (Mikromanipulation) |
| Hauptrisiken | Gering; Hygiene/Tests zentral | Mehrlingsrisiko bei Stimulation | OHSS, Eingriffsrisiken, Mehrlinge | Wie IVF + potenzielle Zellschädigung |
| Typische Nutzung | Einstieg ohne schwere Faktoren | Unerklärte Infertilität, leichte männliche Faktoren, Donorsamen | Tubare Faktoren, Endometriose, erfolglose IUI | Ausgeprägter männlicher Faktor, Fertilisationsversagen |
Die Wahl des Verfahrens richtet sich nach Alter, Befunden, Samenqualität, Zeitplan und persönlicher Belastbarkeit. Leitlinien empfehlen eine individuelle Abklärung und ein stufenweises Vorgehen.
Sicherheit und Infektionsschutz
Vor ICI sollten aktuelle Tests auf übertragbare Infektionen vorliegen. Bei Samenbanken gelten definierte Screening- und Quarantäneanforderungen. Bei privat organisierten Konstellationen sind Einwilligungen, nachvollziehbare Dokumentation, klare Zuständigkeiten und sichere Logistik wesentlich. Spermienfreundliche Produkte verwenden, Temperaturstress vermeiden, Einwegmaterialien nur einmal nutzen.
Bei Schmerzen, Fieber, ungewöhnlichem Ausfluss oder Blutungen ist eine ärztliche Abklärung angezeigt. Für Laborstandards dient das WHO-Handbuch zur Untersuchung von Ejakulat als Referenz.
Spermaquellen und Handhabung
Möglich sind Partnerproben, bekannte Spender oder Samenbanken mit frischen oder kryokonservierten Proben. Jede Option bringt medizinische, organisatorische und rechtliche Aspekte mit sich. Bankgestützte Spenden folgen definierten Standards zu Qualität, Sicherheit und Nachverfolgbarkeit. Bei privaten Arrangements sind Aufklärung, Tests, Einwilligungen, Dokumentation und klare Kommunikationswege entscheidend.
Wann ärztlich abklären?
Sinnvoll sind Abklärung und Beratung, wenn nach mehreren gut getimten Zyklen keine Schwangerschaft eintritt, bei unregelmäßigen Zyklen, Verdacht auf Endometriose oder tubare Faktoren, deutlich eingeschränktem Spermiogramm, wiederholten Fehlgeburten oder bei Beschwerden wie Schmerzen, Fieber und Blutungen. Alter, Befunde und Samenqualität bestimmen, ob ICI, IUI, IVF oder ICSI angemessen ist.
RattleStork – Planung und Austausch rund um ICI
RattleStork unterstützt Menschen, die Familiengründung verantwortungsvoll planen möchten. Die Plattform bietet verifizierte Profile, sicheren Austausch und nützliche Werkzeuge zur persönlichen Organisation, etwa Terminnotizen, Zyklus- und Timing-Einträge sowie private Checklisten. RattleStork erbringt keine medizinischen Leistungen und ersetzt keine Beratung, hilft aber dabei, Informationen zu bündeln und passende Kontakte zu finden.

Fazit
ICI ist ein praktikabler Einstieg in die assistierte Befruchtung. Die Erfolgschance hängt vor allem von Alter, Ursachenlage, Probequalität und präzisem Timing ab. Sicherheit entsteht durch saubere Materialien, klare Absprachen, verlässliche Tests und lückenlose Dokumentation. Wer ICI erwägt, sollte Optionen wie IUI, IVF und ICSI nüchtern einordnen und bei Bedarf medizinische Diagnostik einbinden, um fundiert zu entscheiden.

