Die Bechermethode ist eine einfache Form der Heiminsemination (intracervikale Insemination, ICI) – oft auch „Selbstinsemination zuhause“ genannt. Frisches Ejakulat wird in einem sauberen Becher aufgefangen und mit einer Spritze ohne Nadel nahe an den Muttermund eingebracht. In diesem Leitfaden findest du eine kompakte Anleitung, realistische Erfolgschancen, praktische Tipps zum Timing sowie Hinweise zu Hygiene, Set & Material, Kosten und rechtlichen Basics im D-A-CH-Raum.
Was ist die Bechermethode?
Der Spender ejakuliert direkt in einen sterilen Becher (Specimen Cup). Das Ejakulat wird 10–15 Minuten bei Raumtemperatur verflüssigt und anschließend langsam mit einer 5–10-ml-Spritze in die Scheide eingebracht – möglichst in Richtung Gebärmutterhals. Anders als in der Klinik (IUI/IVF) erfolgt keine Laboraufbereitung. Das macht die Methode günstig und flexibel, verlangt aber sauberes Arbeiten, präzises Timing und sorgfältige Handhabung.
Grundlagen zur sicheren Probenhandhabung außerhalb des Körpers findest du im WHO-Laborhandbuch: WHO Laboratory Manual 2021.
Vor- und Nachteile
Vorteile
- Diskret, zuhause und kostengünstig (ein kleines Bechermethode Set genügt)
- Flexibles Timing rund um den Eisprung, keine Kliniktermine
- Kein invasiver Eingriff, selbstbestimmter Ablauf
Nachteile
- Begrenzte Evidenz zu Erfolgsraten im Heimsetting
- Keine Laborprüfung/-aufbereitung der Probe
- Rechtliche Fragen (Elternschaft/Unterhalt) müssen sauber geregelt und dokumentiert werden
Erfolgschancen realistisch einschätzen
Für die Bechermethode gibt es nur wenige belastbare Studien. In der Praxis werden oft ca. 5–15 % pro Zyklus genannt, wenn Timing und Hygiene passen. Schwankungen sind normal: Zykluslänge, Eisprungzeitpunkt, Samenqualität und Durchführung spielen eine große Rolle. Neutrale Einordnung klinischer Alternativen (z. B. IUI) bietet die HFEA-Übersicht; dort wird erklärt, warum Dauern und Chancen variieren können: HFEA: Intrauterine insemination (IUI).
Ablauf Schritt für Schritt (Anleitung)
- Hände waschen, Arbeitsfläche reinigen, sterile Einwegmaterialien bereitlegen (Set).
- Ejakulat direkt in den sterilen Becher auffangen.
- 10–15 Minuten bei Raumtemperatur verflüssigen lassen (nicht kühlen/erwärmen).
- Langsam in eine 5–10-ml-Spritze aufziehen; große Luftblasen vermeiden.
- In Rückenlage mit leicht erhöhtem Becken die Spritze ca. 3–5 cm einführen und den Inhalt langsam entleeren.
- 20–30 Minuten ruhig liegen bleiben.
Wichtig: Probe möglichst innerhalb von ~30 Minuten verwenden, spätestens ~60 Minuten. Schonend behandeln, nicht schütteln, keine Hitze/Kälte. Quelle zur Laborgüte: WHO Laboratory Manual 2021.

Timing & Praxistipps (Tipps aus der Community & Praxis)
- Eisprungfenster treffen: Nach positivem LH-Test zeitnah inseminieren; optional eine zweite Insemination nach ~12 Stunden („Coverage“).
- Spritze richtig nutzen: Langsam drücken, keinen starken Druck aufbauen, Luftblasen vermeiden.
- Gleitgel: Nur spermienfreundliche Produkte verwenden (Standard-Gele können Spermien beeinträchtigen).
- Dokumentation: Zyklustage, LH-Ergebnisse und Inseminationszeiten notieren – hilft bei Fragen wie „Wie viele Versuche?“ realistisch zu bleiben.
- Hygiene: Einmalhandschuhe, frische Unterlage, Abfall sicher entsorgen.
Biologische Grundlagen zum fruchtbaren Fenster findest du kompakt auf der NHS-Seite (guter fachlicher Überblick): Fertility in the menstrual cycle.
Bechermethode im Vergleich zu IUI & IVF
| Methode | Ort | Laboraufbereitung | Übliche Einordnung | Gut zu wissen |
|---|---|---|---|---|
| Bechermethode (ICI) | Zuhause | Nein | Praxiswerte ~5–15 %/Zyklus | Sehr vom Timing, der Durchführung und der Samenqualität abhängig |
| IUI (intrauterin) | Klinik | Ja | Oft mehrere Zyklen nötig | Medizinische Betreuung und Qualitätsstandards; siehe HFEA-Überblick |
| IVF | Klinik | Ja | Höhere Raten pro Zyklus | Invasiver und teurer, dafür stark standardisiert |
Sicherheit & Tests
Vor einer privaten Spende sollten alle Beteiligten aktuelle negative Tests für häufige STI vorlegen (u. a. HIV, Hepatitis B/C, Syphilis, Chlamydien). Verlässliche Informationen zum Infektionsschutz bietet das RKI: Robert Koch-Institut. Für die Handhabung von Samenproben gelten die Grundprinzipien des WHO-Laborhandbuchs (s. o.).
Hinweis: „Spermien waschen“ gehört in die Klinik. Nicht zuhause versuchen. Für Paare/Empfängerinnen mit medizinischen Vorerkrankungen sinnvoll: ärztliche Abklärung vorab.
Erste, neutrale Patient*innen-Infos zur Spendersamenbehandlung liefert die BZgA: familienplanung.de – Spendersamen.
Rechtliches (D-A-CH kurz & knapp)
Deutschland: Private Heiminsemination ist nicht ausdrücklich geregelt; Elternschaft und Unterhalt können sich von klinischen Spenden unterscheiden. Rechtliche Beratung vorab ist sinnvoll. Neutrale Einstiege: BZgA/familienplanung.de.
Österreich: Medizinisch unterstützte Fortpflanzung ist eng reguliert; Spendersamen-Behandlungen sind zugelassenen Einrichtungen vorbehalten. Offizielle Infos: oesterreich.gv.at.
Schweiz: Fortpflanzungsmedizin ist gesetzlich geregelt; seit 2022 haben verheiratete Frauenpaare Zugang zur Samenspende. Überblick: BAG: Fortpflanzungsmedizin.
Wann zum Arzt?
- Unter 35: keine Schwangerschaft nach 12 Monaten mit gutem Timing
- Ab 35: ab ~6 Monaten ärztlich abklären
- Sofort: bei unregelmäßigen Zyklen, starken Schmerzen/Fieber oder Vorerkrankungen (z. B. Endometriose, Schilddrüse)
Biologische Basics zum Eisprungfenster: NHS – Fertility in the menstrual cycle.
Fazit
Die Bechermethode ist ein pragmatischer, selbstbestimmter Weg, wenn Hygiene, Timing und Handhabung stimmen. Notiere deine Zyklen, plane realistisch (auch mehrere Versuche) und kläre rechtliche Punkte vorab. So erhöhst du die Chancen – Schritt für Schritt, zuhause und gut vorbereitet.

